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Rezension Zivilrecht: Finanzderivate


Zerey, Finanzderivate, 3. Auflage, Nomos 2012

Von ref. iur. David Eckner, Düsseldorf/Vaduz


Nur rund zwei Jahre hat es gedauert, bis Dr. Jean-Claude Zerey das durchaus als Standardwerk geltende Rechtshandbuch Finanzderivate in dritter Auflage herausgegeben hat. Eine recht kurze Zeit, bedenkt man die Publikationsgeschwindigkeit anderer Werke und Kommentare. Zerey aber tut gut daran: die Schnelllebigkeit und außergewöhnliche Dynamik der internationalen, europäischen sowie nationalen Gesetzgebung und Regulierung macht es im Bereich des Finanzmarktrechts – und im Besonderen mit Blick auf derivative Finanzinstrumente – fast erforderlich, mit schnellen Aktualisierungen präsent zu sein, um konstante Leistung zu bringen und vor allem, um Praktiker sowie Wissenschaft mit Aktualität zu versorgen. Das ist dem Konzept des Buches in seiner dritten Auflage mehr als gelungen.

Im Vergleich zur Vorauflage (2. Auflage 2010: 648 Seiten) ist die nun erschienene dritte Auflage um mehr als einhundert Seiten auf 762 gewachsen – und dies zu Recht, bedenkt man die in diesen wenigen Jahren in Kraft getretene, vorgeschlagene und vielerorts diskutierte Regulierung, vornehmlich aus europäischer Feder. Sei es die Regulierung von Ratingagenturen, CRD IV als europäischer Umsetzungsversuch von Basel III oder die viel besprochene Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds (sog. AIFM-Richtlinie) – diese und viele weitere Gesetzgebungsinitiativen hatten und haben erhebliche Bedeutung für den Setup, Handel und das Verwahren von derivativen Finanzinstrumenten.

Zerey bewältigt dieses Regulierungsfeuerwerk mit dem bekannt und bewährten Autorenteam. Neben ihm widmen sich mehr als dreißig ausgewiesene Finanzmarktrechtsexperten sämtlichen Aspekten von Finanzderivaten. Dabei werden neben unverzichtbaren ökonomischen Zusammenhängen (etwa Teil 1 – Wirtschaftlicher Hintergrund, vgl. S. 41–104), derivative Finanzinstrumente auch aus der – ebenso unverzichtbaren – europäischen und internationalen Brille betrachtet. Der umfangreiche, zweite Teil des Buches zum Vertragsrecht (vgl. §§ 6 ff., S. 105–336) dürfte mittlerweile die einzig sinnvolle als auch in reichlicher Tiefe präsentierte Quelle zu den Rahmenvereinbarungen des Finanzderivats sein. Ein ganz hervorragender und nicht vor praktischen Antworten scheuender Teil des Rechtshandbuchs. Freilich nicht zu vergessen sind die insolvenzrechtlichen Ausführungen (§§ 14 ff., S. 337–430) mit nicht weniger aktueller Brisanz. Gewachsen sind vor allem die Ausführungen im vierten Teil des Rechtshandbuchs Finanzderivate. Behandelt werden das Aufsichtsrecht und öffentliche Recht, dem nicht nur mit Inkrafttreten der besagten AIFM-Richtlinie in 2011 fortschreitende Bedeutung zukommt. Probleme, wie etwa das Halten von strukturierten Finanzinstrumenten im Portfolio der OGAW Verwaltungsgesellschaft oder des AIFM werden in zuverlässiger und ausgewogener Weise geschildert.

Das Rechtshandbuch macht sich einen Ruf als Derivatebibel. Es besticht durch seine Aktualität. So wurden etwa die Diskussionen auf europäischer Ebene zu Kreditderivaten und kartellrechtlichen Implikationen (§ 20, vgl. S. 552–566) nachgezeichnet. Sehr zur Freude des Rezensenten geht das Handbuch jedoch auch über den europäischen und deutschen Derivatemarkt hinaus. Wie bereits aus der Vorauflage gewohnt, finden sich auch in der dritten Auflage ausführliche Darstellungen des luxemburgischen, österreichischen und schweizerischen Rechts der Finanzderivate (§§ 30 ff., vgl. S. 567–748).

ZereysRechtshandbuch Finanzderivate ist das unverzichtbare Standardwerk zu dieser komplexen Materie. Wissenschaft und Praxis kommt ohne die gesammelte Expertise des Handbuchs nicht aus. Daneben sollte aber auch die Rechtsprechung bei der Beurteilung der zahlreich aufkommenden Verfahren, die ein strukturiertes Finanzinstrument zum Dreh und Angelpunkt haben, von dem Buch zehren. Eine wirklich lohnende Anschaffung zu einem wirklich lohnenden Rechtsbereich.

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