Limmer / Hertel / Frenz / Mayer, Würzburger Notarhandbuch, 5. Auflage, Carl Heymanns 2017
Von RA Sebastian Gutt, FA für Verkehrsrecht, Helmstedt
Das vorliegende Handbuch ist das wohl bekannteste für das Notariat, jedenfalls auch das umfangreichste. Jeder Notar kennt das Würzburger Notarhandbuch, wird es wahrscheinlich bei sich auch im Regal stehen haben – und das zu Recht.
Auf über 3.700 Seiten werden von namhaften Notaren sämtliche für das Notariat relevanten Themengebieten behandelt: Vom Erbrecht bis zum Berufsrecht. Im Mittelpunkt stehen dabei regelmäßig die Musterverträge. Denn von guten Mustern lebt ein Notar letztendlich.
Zunächst werden das Berufsrecht und das Beurkundungsverfahren dargestellt. Die Autoren gehen auf die relevanten Vorschriften der BNotO sowie das BeurkG ein. Hier werden beispielsweise die Verschwiegenheitspflicht, die Dienstaufsicht über die Notare u.s.w. besprochen. Sehr wichtig ist für die Notare das BeurkG, welches quasi das Verfahrensrecht darstellt. Hier geht es beispielsweise darum, wie vorzugehen ist, wenn ein Beteiligter blind oder taub ist. Ebenfalls erklärt wird, wann ein Notaranderkonto eingerichtet werden darf und was zu beachten ist, wenn ein Unternehmer und ein Verbraucher beteiligt sind. Dabei erfolgt die Darstellung dergestalt, dass neben den sehr detaillierten Ausführungen stets ein Muster angeboten wird, welches regelmäßig sehr praxistauglich ist und die Arbeit enorm erleichtert.
Nach diesem „allgemeinen Teil“ - der z.B. auch die Notarhaftung und –kosten u.v.m. enthält – folgen dann die „großen“ Kapitel, also die Rechtsgebiete, die den größten Notarbezug aufweisen. Begonnen wird mit dem Grundbuchrecht/Grundstückskauf (Kapitel 2). Aufgrund des Umfangs dieses Handbuchs kann natürlich nicht auf sämtliche Details eingegangen, nicht alles auf Herz und Nieren überprüft werden. Deshalb wird an dieser Stelle näher nur auf den Grundstückskauf Bezug genommen. Im Rahmen des Grundstückrechts wird nicht nur der klassische Kaufvertrag besprochen. Auch das für den Notar wichtige Grundbuchverfahren, quasi der Umgang mit dem Rechtspfleger beim Grundbuchamt, wird dargestellt, gleichfalls wie etwa der Aufbau des Grundbuchs. Erst dann folgt der eigentliche Grundstückskaufvertrag. Das Konzept ist dabei (auch bei den anderen Rechtsgebieten) so, dass am Anfang ein sehr ausführliches Muster eines Kaufvertrages abgedruckt ist. Schon dieses Muster bietet für verschiedene Konstellationen Alternativen an. Die jeweiligen Begrifflichkeiten, die von Bedeutung sind sowie teilweise auch ganze Passagen sind mit Fußnoten versehen, die sodann auf die Randnummern verweisen, in denen der Abschnitt des Musters von den Autoren erklärt wird. Dieses Konzept gefällt mir sehr gut, da ich als Leser nicht ewig lange in den Erläuterungen suchen muss, bis ich die entsprechende Passage gefunden habe, also wirklich selektieren kann, was für mich von Interesse ist. Teilweise finden sich in der Bearbeitung auch Checklisten wieder (z.B. Fragebogen Grundstückskauf). Hier wird etwa das Wichtigste zusammengefasst oder eben auf das verwiesen, worauf der Notar von Beginn achten sollte.
Es bleibt selbstverständlich nicht dabei, dass nur zu Beginn jedes Kapitels ein Muster abgedruckt ist. Das Muster kann man sich quasi wie einen Mantel vorstellen. Alternativen und weitere Muster finden sich auch im Rahmen der Erklärungen wieder (beispielsweise, wenn in der Beurkundung der Ausweis vergessen wurde, muss dies im Urkundseingang wegen des Geldwäschegesetztes vermerkt werden).
Man kann sagen, dass eigentlich alles, was im Grundstücksrecht von Bedeutung ist für den Notar in diesem Handbuch zu finden ist. Spezialfälle, wie zum Beispiel der Erwerb durch eine GbR oder Optionsverträge sind ebenso enthalten wie auch Bauträgerverträge oder Wohnungseigentumskaufverträge und Erbbaurechtsverträge. Auch der Umgang mit Grundpfandrechten darf selbstverständlich nicht fehlen.
In den weiteren Teilen des Handbuchs folgen das Familienrecht, das Erbrecht, das Gesellschaftsrecht, das Öffentliche Recht in der notariellen Praxis sowie das internationale Privatrecht.
Ich habe viel mit dem Buch für meine Notarvertretungen gearbeitet. Ich fand es stets hervorragend. Obwohl es so umfangreich ist, war es für mich regelmäßig verständlich - als Nachschlagwerk wie auch als Lehrbuch. Aus meiner Sicht eignet sich das Würzburger daher auch gut zur Vorbereitung auf die notarielle Fachprüfung – sofern man bereit ist, mit dem Buch zu arbeiten und der Umfang nicht abschreckt. Es gibt sicher überschaubarere Alternativen, allerdings habe ich für mich festgestellt, dass dann dort durchaus Themen fehlen oder aber nicht detailliert genug dargestellt werden. Deshalb habe ich immer das Würzburger vorgezogen.
Auch die Notare bei uns in der Kanzlei haben stets auf das Würzburger gesetzt, vor allem wenn „die Not groß war“. Für mich handelt es sich hier um das Standardwerk der notariellen Praxis. Ein wirklich hervorragendes Werk, bei dem keine Wünsche offen bleiben und mit dem man perfekt arbeiten (und lernen) kann. Bei einem Notar darf das Würzburger auf keinen Fall im Regal fehlen. Klare Kaufempfehlung!