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Rezension Zivilrecht: Internationales Privat- und Verfahrensrecht

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Coester-Waltjen / Mäsch, Übungen in internationalem Privatrecht und Rechtsvergleichung, 4. Auflage, De Gruyter 2012

Von stud. iur. Christina Theocharopoulou

Dagmar Coester-Waltjen und Gerald Mäsch legen 2012 in 4. Auflage das Fallbuch „Übungen in internationalem Privatrecht und Rechtsvergleichung“ vor. Es ist zurzeit das aktuellste Übungsbuch im Bereich des Internationalen Privat- und Zivilverfahrensrechtes (IPR und IZPR). Es deckt die weit vorangeschrittenen Entwicklungen im Rahmen der Verordnungsgebung und der Rechtsprechung im Bereich des IPR und IZPR der letzten Jahre ab. Auch die Mitte 2012 in Kraft getretene Rom III-VO zur Ehescheidung wurde berücksichtigt.

Das Übungsbuch enthält 12 fünfstündige und 6 zweistündige Klausuren, so dass es Studenten sowohl zur Vorbereitung auf das universitäre Schwerpunktexamen als auch auf den staatlichen Teil des Examens nützen kann. Ich habe dieses Fallbuch einem Selbstversuch unterzogen und es mit meiner Lerngruppe zur Vorbereitung auf die universitäre Schwerpunktprüfung verwendet, damit ich aus erster Hand von meinen Erfahrungen mit diesem Buch berichten kann.

Im 1. Teil bietet das Buch eine didaktische Einführung zur Lösung von internationalprivaten und -verfahrensrechtlichen sowie rechtsvergleichenden Fällen. Diese Einführung ist im Vergleich zu anderen Fallbüchern - und sicherlich auch zur Freude der Studenten - mit fast 50 Seiten sehr ausführlich gestaltet und äußerst empfehlenswert. Sie dient sowohl Einsteigern als auch eingefleischten IPR‘lern, die ihre Fallbearbeitung hinterfragen oder verbessern möchten.

Im 2. Teil enthält das Übungsbuch Fälle, die thematisch alle auf dem Lehrplan eines Prüfungskandidaten stehenden Gebiete des internationalen Rechts abdecken: Allgemeine Grundlagen des IPR, Deliktsrecht, Vertragsrecht, Sachenrecht, Familien- und Erbrecht, Prozessrecht und Rechtsvergleichung. Lediglich ein eigener Fall zum internationalen Gesellschaftsrecht wird vermisst. Aspekte des internationalen Gesellschaftsrechts werden allerdings im Rahmen der Bearbeitung anderer Fälle aufgegriffen. Im Vergleich zum Vorgängerwerk bietet diese Auflage auch einige neue Fälle wie z.B. zur internationalen Forderungsabtretung, zum Schiedsverfahrensrecht und zu Gerichtsstandsvereinbarungen. Die Sachverhalte, die beibehalten wurden, wurden an die Änderungen der Gesetzgebung und Rechtsprechung angepasst und aktualisiert.

Bei der Arbeit mit dem Buch fällt auf, dass auf die Problemkonstellationen rund um Gerichtsstandsvereinbarungen, Rechtswahlklauseln und Besonderheiten des Verbraucherschutzes großen Wert gelegt wurde. Das ist sehr vorteilhaft, da diese Punkte auch oft in den Universitätsprüfungen als Standardprobleme auftauchen. Ein besonderes Augenmerk ist auch auf die Fußnoten zu richten. Sie beinhalten reichhaltige Angaben zu Literatur und Rechtsprechung. Zu bemängeln ist lediglich, dass in einigen Fußnoten zu lange, mehrzeilige Ausführungen die Falllösung betreffend gemacht werden, die man sich als Leser eher im Rahmen der gutachterlichen Darstellung gewünscht hätte.

Das Layout und die Gliederung sind ansprechend und helfen die Lösungen gut nachzuvollziehen. Bei den Darstellungen komplexer Probleme hätte ich mir persönlich eine detailliertere Untergliederung gewünscht. Bei der Fallbearbeitung ist mehrmals aufgefallen, dass die Schwerpunktsetzung teilweise etwas fehl geht und zu lange Ausführungen an Stellen gemacht werden, die für die Falllösung nicht unbedingt förderlich sind. Diese lehrbuchartigen Ausführungen sind wohl der Tatsache geschuldet, dass die Autoren die Probleme abstrakt und für das allgemeine Verständnis der Studenten aufarbeiten wollten. Daher muss ein Student stets beachten, dass auch dieses Übungsbuch zwar nicht den Anspruch daran erhebt ein Lehrbuch zu ersetzen, es dennoch an einigen Stellen der Vollständigkeit halber Prüfungspunkte ausführlicher behandelt als es tatsächlich in einer Examensklausur erfolgen sollte.

Alles in allem finde ich das Fallbuch sehr gelungen. Es bietet eine gute Möglichkeit die im IPR und IZPR erworbenen Kenntnisse umfassend zu üben. Es werden alle klassischen Probleme des IPR und IZPR behandelt ebenso wie noch nicht höchstrichterlich entschiedene Fragestellungen. Bei noch ungeklärten Rechtsfragen nehmen die Autoren Bezug auf vergleichbare Urteile und ermuntern den Leser dazu selbst Überlegungen anzustellen. Dies ist sicher auch im Hinblick auf die Vorbereitung zu einer mündlichen Schwerpunktprüfung sinnvoll. Trotz einiger Kritikpunkte besticht das Buch durch die umfassende Themenauswahl und seine Aktualität.

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