Steiner / Bruns / Stöckl, Wertpapiermanagement, 11. Auflage, Schäffer-Poeschel 2017
Von David Eckner, LL.M. (KCL), Düsseldorf
Als Jurist steht man stets auch auf der „Gegenseite“ in einem Kenntnispool, den es jedenfalls in Grundlagen zu beherrschen gilt. Das Geschäft des Mandanten will verstanden sein, bevor man eine rechtliche Einschätzung fabuliert. Für solche Juristen, die sich schwerpunktmäßig mit Themen des Bank- und Finanzdienstleistungssektors beschäftigen, kann dies zu einer Herausforderung werden. Der Mandant (d.h. die Gegenseite) ist mit dem operativen Geschäft, z.B. dem Handel mit Wertpapieren, bestens vertraut und dies vor allem, da der Ansprechpartner des Mandanten nicht selten außerhalb der Rechtsabteilung sitzt. Gebotene Rücksicht (und entsprechendes Know-how) wird sodann beispielsweise erwartet, wenn dem Portfoliomanager einer Kapitalverwaltungsgesellschaft Recht und Regulierung verinnerlicht werden soll. Aus diesem und weiteren Gründen ist es essentiell, den Modus Operandi zu durchschauen. Dies führt auch für „Die Rezensenten“ regelmäßig zu Besprechungen von Werken außerhalb des bekannten, juristischen Fachbuchmarktes. Mit der vorliegenden Besprechung soll ein solches Werk aus der Brille des Juristen beleuchtet werden.
Gegenstand der Besprechung ist das als Standardwerk einzustufende Handbuch „Wertpapiermanagement – Professionelle Wertpapieranalyse und Portfoliostrukturierung“ in elfter Auflage aus 2017, erschienen im Schäffer-Poeschel Verlag in Stuttgart. Das Handbuch vereint Praxis und Wissenschaft, wie kein anderes, was bereits durch das Herausgeber-/Autorentrio deutlich wird. Autoren des Handbuchs sind Prof. Dr. Manfred Steiner, Inhaber des Lehrstuhls für Finanz- und Bankwirtschaft an der Universität Augsburg, Dr. Christoph Bruns, Geschäftsführer von Loys Global Aktienfondsmanagement in Oldenburg, und Dr. Stefan Stöckl von der Université Paul Verlaine in Metz (Frankreich). Die Autoren liefern auf mehr als sechshundert Seiten einen fundierten, äußerst anschaulichen und (vor allem für Fachfremde) verständlichen Einblick in die Theorie und Praxis der Verwaltung von Wertpapieren. Hierbei wird der Begriff des Wertpapiers nicht zwingend aus regulatorischen Anforderungen übersetzt, sondern äußerst weit verstanden.
Dies zeigt ein Blick in das Inhaltsverzeichnis des Handbuchs. Es ist in acht Kapitel gegliedert. Konsequent beginnt die Darstellung mit den theoretischen Grundlagen des Wertpapiermanagements (vgl. S. 1 ff.), woran sich die Grundlagen der sog. Asset Allocation, d.h. die Aufteilung eines Portfolios aus Finanzinstrumenten entsprechend verschiedenen Anlagegegenstände, anschließen (vgl. S. 51 ff.). Im dritten Kapitel werden zunächst die Bewertung und das Managements von Anleihen (vgl. S. 142 ff.) skizziert, bevor dies für Aktien als das weitere klassische Wertpapier (vgl. S. 220 ff.) unternommen wird. Das fünfte Kapitel widmet sich der Optionspreistheorie (vgl. S. 322 ff.). Sodann werden die Grundlagen der sog. Portfolio Insurance (vgl. S. 402 ff.) dargestellt, d.h. eine übersichtliche Zusammenstellung von Grundprinzipien zu Absicherungsstrategien für Wertpapierportfolios. Im siebten und achten Kapitel werden die Bewertung von Optionsscheinen und sonstigen Anlageinstrumenten (vgl. S. 424 ff.) und Termingeschäfte (vgl. S. 455 ff.) ausführlich dargestellt. Schließlich geben die Autoren noch eine Übersicht zur Performance-Messung und -Attribution (vgl. S. 590 ff.).
Zunächst ist zur üblichen Bewertung anhand allgemeiner Kriterien festzustellen, dass das Handbuch einerseits stilistisch sowie andererseits optisch überzeugt. Die Sprache der Autoren ist zu den teilweise komplexen Themen – erneut insbesondere fachfremden Lesern mit nur wenigen und/oder rudimentären Vorkenntnissen – sehr klar und verständlich; der Leser wird insbesondere an den finanzmathematischen Zusammenhängen sinnvoll abgeholt und kann sich, auch unter einfacher Zuhilfenahme weiterer (Grundlagen-)Literatur, die Kontexte erschließen. Die zahlreichen Abbildungen und Charts erleichtern das Verständnis. Ein nicht überfrachtender Fußnotenapparat (sowie eingängiges Literaturverzeichnis) ermöglicht zudem eine schwerpunktmäßige Vertiefung.
Inhaltlich bietet das Handbuch einen nahezu erschöpfenden Einblick in die Theorie und Praxis des Wertpapiermanagements, ohne dabei jedoch über die wissenschaftlichen Grundlagen hinauszugehen. Letzteres macht das Handbuch zu einem echten Gewinn vor allem für fachfremde Nutzer, da diesen insbesondere ein praxisnaher Zugang zum Thema ermöglicht wird. Einen soliden Grundstock darf der geneigte Jurist und Leser des Handbuchs jedoch mitbringen; andernfalls wird die Lektüre ohne die Zuhilfenahme von Glossaren und „echten“ Grundlagenwerken nur sehr holprig möglich sein. Sind jedoch hinreichende Kenntnisse des Finanzmarkts, seiner Infrastruktur, den Produkten und Teilnehmern vorhanden, so ist „Wertpapiermanagement“ eine Pflichtlektüre. Dies vor allem aus dem Grund, da zuverlässig und fundiert auf die Technik des Wertpapiermanagements zugegriffen werden kann. Der Griff zu weiterer Lektüre wird daher fast obsolet. Insoweit ist das Handbuch ein außergewöhnlicher wie vielversprechender Gewinn.