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Rezension: International Sales Law

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DiMatteo / Janssen / Magnus / Schulze, International Sales Law, 1. Auflage, C.H. Beck / Nomos / Hart 2016

Von Carina Wollenweber, Wirtschaftsjuristin, LL.M., Siegen



Das vorliegende Werk wird von Larry A. DiMatteo, André Janssen, Ulrich Magnus und Reiner Schulze herausgegeben und erscheint in der ersten Auflage. Wie der Titel „International Sales Law“ bereits nahelegt, handelt es sich um ein Werk in englischer Sprache. Es umfasst 1085 Seiten inkl. Sachverzeichnis („Index“) und insgesamt 30 Kapitel.

Im Gegensatz zu anderen Lehrbüchern oder Kommentaren kann man den vollständigen Inhalt des Werkes nicht unmittelbar anhand des Titels erkennen, da das internationale Kaufrecht eine äußerst breite und komplexe Materie ist. Thematisiert werden u.a. die allgemeinen Rechtsquellen im internationalen Kaufrecht wie bspw. die United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods (CISG), UNIDROIT Principles of International Commercial Contracts (PICC), Principles of European Contract Law (PECL) oder der Entwurf zum Common European Sales Law (CESL). Aber z.B. auch die INCOTERMS finden entsprechende Berücksichtigung.

Die Kapitel sind sehr abwechslungsreich. Die Themen reichen von generellen Aspekten (z.B. Kapitel 2 zur Sprache und Übersetzungen; Kapitel 6 zum Gerichtsstand; Kapitel 30 zur Rechtswahl) über tendenziell untergeordnete Bereiche (z.B. Kapitel 13 zu Dokumenten) bis hin zu den wirtschaftlichen Schwerpunkten (z.B. Kapitel 17 zur Vertragserfüllung und zum Vertragsbruch; Kapitel 24 zur Produkthaftung).

Besonders gelungen ist der rechtsvergleichende Charakter des Werkes. So wird z.B. die Einbeziehung von AGB u.a. im deutschen, U.S.-amerikanischen, englischen, französischen, spanischen und chinesischen Recht dargestellt. Auch eine Abgrenzung zwischen Civil und Common Law findet ebenso statt (besonders deutlich Kapitel 3 und 4). Zwar wird in weiten Teilen ein Rechtsvergleich durchgeführt; allerdings beschränkt sich das Werk nicht darauf. Vielmehr werden auch einige „Werkzeuge“ des regionalen und internationalen „hard“ und „soft law“ vorgestellt. Aufgrund der Tatsache, dass insbesondere in internationalen Kaufverträgen gerne Schweizer Recht zwischen den Parteien vereinbart wird, verwundert es, dass diese Rechtsordnung kaum Beachtung findet (aber z.B. S. 53, Rn. 58 zur vorvertraglichen Haftung).

Der Aufbau des gesamten Werkes orientiert sich an dem eines Vertrages bzw. an dessen Durchführung (Aufteilung in einen vorvertraglichen, vertraglichen und nachvertraglichen Bereich). Auffällig innerhalb der einzelnen Kapitel ist, dass sich der Aufbau sehr ähnelt. Begonnen wird regelmäßig mit einer kurzen Abgrenzung des in jenem Kapitel behandelten Themas. Anschließend folgen mitunter „Samplings of Law“ sowie deren Kommentierung, Verweise, „Practitioner Tips & Contract Clauses“ und weitere Literaturquellen. Trotz der Fülle an Informationen ist demnach eine übersichtliche Gliederung gelungen, welche dem Leser die Orientierung erleichtert. 

Als Zielgruppe des Werkes gelten sowohl die Lehrenden und Studenten als auch international tätige Anwälte. Demnach ist es für Wissenschaft und Praxis gedacht. Mitunter sollen alternative und praktische Lösungen für die auftretenden Probleme gefunden werden. Es handelt sich um ein Werk, welches offensichtlich auch für die Praxis geschaffen wurde. Insbesondere die „Practitioner Tips“ sind sehr empfehlenswert für den Juristen in der Praxis (z.B. S. 266, Rn. 94 in Bezug auf die Einbeziehung von AGB), da dieser von den Erfahrungen des jeweiligen Autors profitieren kann. Aufgrund der gelungenen Übersichtlichkeit gelangt der Leser auch schnell zu ihnen. Der praktische Bezug des Werkes ist auch bereits daran zu erkennen, dass den bedeutenden INCOTERMS quasi ein eigenes Kapitel gewidmet wird (Kapitel 10). Dabei werden diese Handelsklauseln nicht nur vorgestellt, sondern z.B. findet ein Vergleich zwischen den Versionen von 2000 und 2010 statt (S. 273 ff., Rn. 22 – 33).

Auch im Bereich der Vertragsgestaltung kann das Werk z.T. verwendet werden. So sind ebenfalls Formulierungsvorschläge mit den entsprechenden Erläuterungen vorhanden (z.B. S. 631 ff., Rn. 103 ff.). Dass umfassendes Wissen vermittelt wird, erkennt der Leser bereits an der Tatsache, dass z.B. ebenfalls die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte (z.B. der INCOTERMS, S. 268 f., Rn. 4) behandelt werden. Regelmäßig werden auch die entsprechenden Gesetzesnormen unter der Überschrift „Sampling of Laws“ abgedruckt (z.B. S. 1028, Rn. 11 in Bezug auf das CISG), sodass sich der Leser nicht um das eigenständige Aufsuchen der jeweiligen Rechtsquelle bemühen muss. Der Gesetzestext fällt insbesondere durch eine kleinere Schriftgröße auf.

Aufgrund der Randnummern kann sehr präzise verwiesen werden. Verweise werden auch ausgiebig genutzt (z.B. S. 244, Rn. 1 als Verweis im laufenden Text oder S. 498, Rn. 102 unter der Überschrift „Cross References“). Dies erspart dem Leser Aufwand.

Es sind sowohl eine Inhaltsübersicht als auch ein Inhaltsverzeichnis verfügbar. Die Inhaltsübersicht liefert einen schnellen Überblick über die einzelnen Kapitel und den jeweiligen Autor, während das Inhaltsverzeichnis die genaue Fundstelle zu den weiteren Gliederungsebenen sowie ebenfalls zum Autor liefert. Jedes Kapitel enthält wiederum ein eigenständiges Inhaltsverzeichnis, sodass der Leser sich leicht zurechtfinden kann. Auch aufgrund des 21-seitigen Sachverzeichnisses sollte jeder Leser schnell fündig werden. Die Kopfzeile gibt Kapitelnummer und -name sowie den Namen des jeweiligen Unterkapitels an. Das Autorenverzeichnis gibt Auskunft über die diversen am Werk beteiligten Autoren. Beim Studium der Namen sowie der Herkunft bzw. der derzeitigen Tätigkeiten fällt umgehend auf, dass die Autoren aus aller Welt stammen (z.B. Australien, Neuseeland, Südafrika, Hong Kong). Insgesamt sollen dies 23 Nationen sein.

Ein Abkürzungsverzeichnis stellt die verwendeten Abkürzungen dar. Aufgrund der Internationalität und des Werkumfangs ist dieses Verzeichnis entsprechend lang. Angenehm ist, dass die nicht besonders gängigen Abkürzungen z.T. am Anfang des jeweiligen Abschnitts erneut erläutert werden (z.B. S. 375, Rn. 94: PRC für „People´s Republic of China“). So muss der Leser nicht erst im Abkürzungsverzeichnis suchen. Ein Literaturverzeichnis existiert hingegen nicht. Allerdings wird am Ende jedes Kapitels weitere Literatur angeführt („Additional Sources“), sodass sich der Leser bei Bedarf eigenständig informieren kann. Ein Überblick über die gesamte Literatur wäre dabei durchaus interessant gewesen.

Das Werk ist in ein Hardcover-Einband gefasst. Das äußere Erscheinungsbild lässt bereits auf den qualitativ hochwertigen Inhalt schließen. Besonders wichtige Wörter werden durch Kursivdruck hervorgehoben. Sprachlich handelt es sich um gehobenes Englisch, welches aber dennoch für einen juristisch vorgebildeten Leser gut verständlich sein sollte und auch wird.

Fazit: Die Materie des internationalen Kaufrechts ist sowohl breit gefächert als auch komplex. Das Werk erfüllt dennoch die Erwartungen der Leser aufgrund seines qualitativ hochwertigen Inhalts. Es kann jedem Leser bedenkenlos empfohlen werden, der eine internationale und auch rechtsvergleichende Lektüre zum Kaufrecht sucht. Dabei werden die wohl wichtigsten Rechtsordnungen berücksichtigt. Es ist deutlich erkennbar, wie viel Mühe und Ehrgeiz in dieses Werk geflossen sind. Insbesondere die „Practitioner Tips“ sind für den Juristen in der Praxis unverzichtbar.

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