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Rezension Zivilrecht: Mit Arbeit spielt man nicht

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Thüsing, Mit Arbeit spielt man nicht, 1. Auflage, C.H. Beck 2015

Von stud. iur. Maren Wöbbeking, Göttingen



„Col lavoro non si gioca - Mit Arbeit spielt man nicht“, mit diesen, wie Gregor Thüsing selbst angibt, von Papst Franziskus geklauten, jedoch umso treffenderen Worten, leitet der Autor seine Streitschrift zur gerechteren Ordnung des Arbeitsmarktes ein.

Gregor Thüsing dürfte den meisten Lesern dabei eher als Verfasser Juristischer Lehrbücher und Kommentare zum Arbeitsrecht bekannt sein. Mit diesem Plädoyer, welches sich sowohl an Juristen als auch an politisch Interessierte im weitesten Sinne richten soll, geht Thüsing auf ein Thema ungebrochener Aktualität, den Arbeitsmarkt und seine Stellung in der Wirtschafts- und Sozialordnung ein. Auf weniger als 200 Seiten schafft er es dabei, viele umstrittene Themen wie den Mindestlohn, die Leiharbeit, die Frauenquote, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und einige weitere aufzugreifen und in dennoch gebotenem Umfang zu erläutern. Jedes Thema wird dem Leser dabei zunächst aus verschiedenen Standpunkten nähergebracht und an Hand von Beispielen und Bezügen vorgestellt.

Erwähnenswert häufig bedient er sich dabei der christlichen Soziallehre und ihrer Bedeutung für die Arbeitsethik. So finden sich im Plädoyer nicht nur weitere Zitate verschiedener Päpste, sondern auch Gleichnisse aus der Bibel die zur Verdeutlichung gewisser Herangehensweisen wie zum Beispiel an das Thema Mindestlohn dienen. Darüber hinaus werden im Verlaufe des Plädoyers auch historische, ökonomische und soziale Aspekte herangezogen um die verschiedenen Herangehensweisen verständlich zu machen. Naturgemäß stehen jedoch zumeist die rechtlichen Aspekte, schon auf Grund ihrer notwendigen Verknüpfung zum Arbeitsmarkt und sicherlich auch aufgrund des fachlichen Wissens des Autors im Vordergrund. Dabei wird primär auf den deutschen und europäischen Raum eingegangen, wenngleich sich auch einige Rechtsvergleiche zum Amerikanischen Recht finden. Bei manchen seiner juristischen Erläuterungen sind gewisse juristische Vorkenntnisse im Arbeitsrecht durchaus von Vorteil und ermöglichen ein weitergehendes Verständnis, aber auch generell politisch Interessierten sind die juristischen Aspekte in ihrem Grundgedanken ohne Probleme zugänglich.

Schließlich präsentiert Thüsing zum Ende jedes Kapitels mögliche Lösungen und Herangehensweisen an bestehende Probleme am Arbeitsmarkt und zeigt dabei auch die jeweiligen Vorteile der verschiedenen Interessensparteien. Bemerkenswert ist dabei, dass er in seiner eigenen Meinung angenehm zurückhaltend bleibt und diese zum Großteil nicht heraussticht. Dementsprechend drängen seine Ideen sich dem Leser nicht auf, wie das Format der Streitschrift es vielleicht vermuten ließe. Gerade hierdurch macht er es bei diesen doch häufig sehr strittigen Themen auch unter Umständen thematisch voreingenommen Lesern möglich, andere Aspekte eines Themas zu betrachten.

Insgesamt ist dies ein Buch, welches sich insbesondere zur fundierten Meinungsbildung bezüglich der aktuellen Arbeitsmarktthematik eignet, indem es neben juristischen und ökonomischen auch historische und christliche Aspekte und Argumentationsstränge aufzeigt.



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