Fuhlrott / Mückl (Hrsg.), Praxishandbuch Low-Performance, Krankheit, Schwerbehinderung – Personen– und leistungsbedingte Herausforderungen für Unternehmer, 1. Auflage, De Gruyter 2014
Von Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Stephan Lemmen, Bad Berleburg
Schon aus dem Titel und Untertitel des vorliegenden Praxishandbuches lassen sich Vielschichtigkeit und Schwierigkeit der Thematik ableiten. Die Herausgeber Professor Dr. Michael Fuhlrott – Rechtsanwalt und Professor für Arbeitsrecht an der Hochschule Fresenius in Hamburg – und Dr. Patrick Mückl – Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht in einer national und international tätigen Wirtschaftskanzlei – möchten mit ihrem Autorenteam – Dr. Lars Figura, Rechtsanwalt; Esther Herrnstadt, Rechtsanwältin; Dr. Martin Landauer, RA und Fachanwalt für ArbR; Dr. Christian Ley, RA und FA für ArbR; Sönke Oltmanns, RA; Julia Schönfeld, RAin und FAin für ArbR und Sozialrecht; Carolin Sigle, RAin und Unternehmensjuristin; Dr. Klaus Tenbrock, RA und Unternehmensjurist; Dr. Teemu Tietje, RA und FA für ArbR – Unternehmern und deren Beratern dabei unterstützen, die zahlreichen rechtlichen Herausforderungen in diesem Bereich zu meistern. Ganz richtig stellen die Herausgeber bereits im Vorwort dar, dass in diesen Themenbereichen vielschichtige Interessenlagen unserer Gesellschaft und unseres Wirtschafts- sowie Sozialsystems aufeinandertreffen und möglichst zum Ausgleich gebracht werden müssen. Weiter stellen die Herausgeber dankenswerterweise ebenfalls von Beginn an klar, dass der – zweifellos unberechtigten – Vorstellung, dass Menschen mit physischen, somatischen oder psychischen Beeinträchtigungen, Behinderungen bzw. chronischen Erkrankungen notwendig auch weniger leistungsfähig oder –willig sind als ihre „gesunden“ Kolleginnen und Kollegen, insbesondere dadurch vorgebeugt werden kann, wenn möglichst – je nach Einzelfall gegebenenfalls schon vor Beginn des Arbeitsverhältnisses oder eben im weiteren Verlauf – ein vorurteilsfreier und befähigungsgerechter Einsatz der betreffenden Person möglich gemacht wird. Dies trägt auch dem, von den Herausgebern treffend auf den Punkt gebrachten, vorrangigen unternehmerischen Ziel: „Der richtige Mann/Die richtige Frau am richtigen Ort.“ Rechnung. Ebenso das geltende Recht, indem es vor eine mögliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses notwendige Instrumentarien und Handlungsrahmen stellt, die neben anderem in dem vorliegenden Praxishandbuch auf knapp 550 Seiten in 13 Kapiteln beschrieben werden:
Die einzelnen Kapitel widmen sich u.a. folgenden Themen: Krankheitsbedingte Risiken und Vorsorgestrategien bei Begründung des Arbeitsverhältnisses, Arbeitsrechtliche Möglichkeiten und Grenzen der Krankenkontrolle, Grenzen der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, Krankheitsbedingte Kündigung, Rechtsfolgen krankheitsbedingter Kündigung oder auch das betriebliche Eingliederungsmanagement. Weiteren Kapitel behandeln die Kündigung wegen Fortfalls der Eignung, die krankheitsbedingte Beendigung von Beamtenverhältnissen, Schwerbehinderung und Sonderschutz, Sucht, Low–Performance und geeignete Maßnahmen sowie Burnout und psychische Risiken.
Layout, Inhalts-, Abkürzungs- und Stichwortverzeichnis des Werkes lassen keine Wünsche offen. Wichtige Stichworte im Fließtext sind durch Fettdruck hervorgehoben, so dass schnelles Auffinden und gute Lesbarkeit gewährleistet sind. Hervorzuheben sind weiter die zahlreichen im Text besonders gekennzeichneten Beispiele, Praxistipps, Hinweise, Muster und Formulierungsbeispiele sowie Checklisten. Für die zukünftigen Auflagen kann sich die Leserschaft daher in diesem Bereich als mehr nur noch die Zurverfügungstellung des Werkes in elektronischer Form wünschen.
Fazit: Die Herausgeber und Autoren haben mit dem vorliegenden Praxishandbuch ein hervorragendes Werkzeug für die tägliche Praxis von Unternehmern, Personalern, Betriebsräten und deren jeweiligen Beratern geschaffen. Die praxisnahe Darstellung der arbeitsrechtlichen Grundlagen und das große und vielfältige praktische Hintergrundwissen der Autoren, welches in das Werk eingeflossen ist, machen dieses auch für Nicht-Juristen und Nicht-Arbeitsrechtler hervorragend nutzbar und es kann uneingeschränkt empfohlen werden. Insbesondere ist lobend zu erwähnen, dass das Werk immer soziale und menschliche Aspekte berücksichtigt und viele Denk- und Abwägungsprozesse beim dafür offenen Leser anstößt. Für die nächsten Auflagen würde sich der Rezensent noch die intensivere Behandlung der wohl in Zukunft stärker in den Fokus rückenden Themenbereiche „Recht des Arbeitnehmers auf Inkaufnahme des Risikos von Selbstschädigung im Rahmen des Arbeitsverhältnisses?“ und „Dritt- und Kollegengefährdung durch erkrankte Arbeitnehmer – insbesondere im Rahmen psychischer Erkrankungen.“ wünschen.