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Rezension Zivilrecht: Aktien- und Kapitalmarktrecht

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Langenbucher, Aktien- und Kapitalmarktrecht, 3. Auflage, C.H. Beck 2015

Von stud. iur. Andreas Seidel, Göttingen


Prof. Dr. Katja Langenbucher hat sich mit diesem Lehrbuch vorgenommen, die Schnittstelle zwischen Aktienrecht (insb. börsennotierter Aktiengesellschaften) und Kapitalmarktrecht in Lehrbuchform zu erschließen. Dem geht zum einen voraus, dass sich mittlerweile das Aktienrecht nicht mehr ohne die kapitalmarktrechtlichen Implikationen verstehen lässt. Zum anderen ist diese Schnittstelle bislang recht stiefmütterlich behandelt worden, da das Kapitalmarktrecht innerhalb des öffentlichen Wirtschaftsrechts gelehrt und erforscht und das Aktienrecht als Teil des Gesellschaftsrechts im privaten Wirtschaftsrecht verstanden wurde. Daher wurden lange Zeit diese beiden Rechtsgebiete künstlich getrennt, was insbesondere im Hinblick auf die Regulationen im Zuge der Bewältigung der Finanzkrise irreführend ist. Erfreulich ist daher, dass inzwischen diese Diskrepanz immer stärker bekämpft wird und mittlerweile – wohl auch, weil es anders nicht mehr möglich ist – diese beiden Rechtsgebiete als Einheit verstanden werden.

Das vorliegende Lehrbuch richtet sich an Studenten der wirtschaftsrechtlichen Schwerpunkte und gibt Hilfestellungen sowohl für solche, die Klausuren schreiben, als auch für diejenigen, die Hausarbeiten verfassen müssen. Im Hinblick auf die Klausurvorbereitung befindet sich im Literaturverzeichnis eine Zusammenstellung von Fallsammlungen, die – jeweils mit verschiedenen Ausrichtungen vom klassischen Handels- und Gesellschaftsrecht bis zum Kapital- und Börsenrecht – versuchen, die gesamte Bandbreite abzudecken. Im Hinblick auf Hausarbeiten befinden sich jeweils am Ende eines Paragrafen ausführliche Literaturapparate, die – zum Teil über mehrere Seiten – die wichtigsten Judikaturen und weiterführende deutsch- und englischsprachige Literatur zusammenfassen. Im Vorwort sei auf den Hinweis aufmerksam zu machen, der für die englischsprachigen Quellen auf die Homepage www.ssrn.com verweist, auf welcher die fremdsprachige Literatur meist kostenfrei erhältlich ist.

Dabei fällt auf, dass das Themenspektrum weit gestreut ist (dies ergibt sich wohl auch aus der Vielfalt der Themen im Aktien- und im Kapitalmarktrecht, die hier auf nur 464 Seiten behandelt werden). Diesem Umstand ist wohl auch geschuldet, dass vereinzelt nicht ausführlich auf die Probleme eingegangen wird. So behandelt Langenbucherdie Stimmrechtsvertretung (inkl. Abspaltungsverbot, Legitimationsübertragung und institutionelle Vertreter, § 135 AktG) auf lediglich zweieinhalb Seiten. Jedoch wird auch in diesem klassisch gesellschaftsrechtlichen Thema versucht, die Fragestellungen, die sich zurzeit ergeben, anzureißen, so geschehen etwa zur Frage, ob Finanzinstrumente, die die Aufspaltung von vermögensbezogenen und mitgliedschaftlichen Aktionärsrechten betreiben, gegen das aktienrechtliche Abspaltungsverbot verstoßen, oder ob diese Praktik im Gegensatz zur mitgliedschaftlichen Treuepflicht steht, § 6 Rn. 181. Auch wird auf neue Trends wie die Stimmrechtsberatung eingegangen und die Hauptkritikpunkte kurz vorgestellt.

Auch im Rahmen der Rechtsprechung zu Urteilen wie Kirch/Deutsche Bank (§ 6 Rn. 141; BGHZ 180, 9) oder Macrotron (§ 6 Rn. 76; Macrotron I - BGHZ 153, 47 und FRoSTA/Macrotron II - BGH NZG 2013, 1342) wurde meines Erachtens versucht, möglichst umfassend die behandelten Rechtsgebiete darzustellen. Darunter hat leider an manchen Stelle zum Teil die Tiefenschärfe gelitten. Insofern ist dieses Lehrbuch insbesondere nützlich um sich einen Überblick zu verschaffen und um die Kerngebiete zu studieren. Vorteilhaft ist ebenso, dass die Randgebiete erfasst und mit weiterführender Literatur untermauert wurden. Somit dient es auch beim Verfassen von Hausarbeiten der Recherche und bei der Übersicht. Indes ist es aber wohl zu viel verlangt, auch in Randgebieten wie Stimmrechtsberatung eine umfassende Darstellung zu verlangen. Dies würde wohl den Rahmen eines Lehrbuches sprengen. Daher ist Langenbucher, Aktien- und Kapitalmarktrecht vollumfänglich zu empfehlen, da es den Kernstoff souverän vermittelt und in Randgebieten gewissenhaft auf weiterführende Literatur verweist.

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