Seiler, Examens-Repetitorium Verwaltungsrecht, 5. Auflage, C.F. Müller 2014
Von stud. iur. Patricia Popp, Wiesbaden
Eins ist so sicher, wie das Amen in der Kirche: Am Ende der universitären Ausbildung kommt das juristische Staatsexamen. Beim Einen kommt es früher, beim Anderen später – aber es kommt, so viel ist klar. Auch ist klar, dass vor dem eigentlichen Examen die Examensvorbereitung kommt. Bei der Examensvorbereitung nicht zu unterschätzen, weil durchweg anspruchsvoll, ist das Gebiet des Verwaltungsrechts.
Mit dem Examens-Repetitorium von Christian Seiler ist ein erster Schritt zur richtigen Vorbereitung bereits getan. Das Buch umfasst neben dem Allgemeinen Verwaltungsrecht auch das Besondere Verwaltungsrecht nämlich Polizei-, Bau-, und Kommunalrecht. Außerdem wird das Staatshaftungsrecht behandelt. Inhaltlich sind dem Allgemeinen Verwaltungsrecht genau 60 Seiten gewidmet, das Besondere Verwaltungsrecht nimmt die restlichen 120 Seiten ein. Auf das Staatshaftungsrecht wird nur verhältnismäßig kurz auf den letzten 13 Seiten eingegangen. Obwohl das Buch zum baden-württembergischen Landesrecht konzipiert wurde und mit Ausführungen zum thüringischen Recht ergänzt wurde, eignet es sich für Leser aller Bundesländer. Dies liegt daran, dass sich die in den Mittelpunkt gestellten Grundstrukturen des Verwaltungsrechts in allen Ländern entsprechen. Bei Abweichungen wird jedoch punktuell auf das Recht anderer Länder verwiesen.
Inhaltlich werden die examensrelevanten Bereiche ausreichend abgedeckt. Natürlich wird Vorwissen vorausgesetzt, sodass nicht auf jedes grundlegende Problem eingegangen wird. Allerdings sind die zahlreichen Verweise immer wieder unterstützend herangezogen und in die Darstellungen eingearbeitet. Auch findet sich nach dem Inhaltsverzeichnis eine Auswahl empfohlener Literatur, die unterstützend zur Lektüre herangezogen werden kann.
Seiler stellt die einzelnen Teilgebiete, welche in Paragraphen von eins bis sieben untergliedert sind, anhand von konkreten Fällen und Fallvarianten dar. Diese befassen sich mit lebensnahen Thematiken, wie dem trunkenheitsbedingten Führerscheinentzug (Allg. Verwaltungsrecht), der Schlichtung von Ehestreitigkeiten (Polizeirecht) oder der Errichtung von Windkraftanlagen (Baurecht). Bevor der Sachverhalt geschildert wird, gibt Seiler eine kurze Einführung zum jeweiligen Gebiet, was hilfreich ist und dem Leser einen kurzen Überblick über die nachfolgende Materie ermöglicht. Die eigentlichen Sachverhalte sind jeweils grau hinterlegt, sodass eine gute Orientierung innerhalb des Buches möglich ist. Auch sind am Ende der Sachverhalte selten verwendete aber fallrelevante Normen, wie Auszüge aus der Fahrerlaubnis Verordnung (FeV) oder des Gewaltschutz Gesetzes (GewSchG), abgedruckt.
Dem Sachverhalt nachgestellt ist dann jeweils eine ausführliche Falllösung, die sich durchschnittlich auf etwa 15 Seiten erstreckt. Innerhalb der Lösungen wird detailliert auf die einzelnen Probleme des Falles eingegangen. Hier wird die theoretische Materie mit den praktischen Problemen des Falles kombiniert und somit eingängig vermittelt. Dies gelingt vor allem durch die optische Aufmachung der Darstellung. So sind die theoretischen Ausführungen in anderer Schriftart gehalten und mit abgrenzenden Zeichen eingerahmt, sodass sie sich vom Rest der Falllösung abheben. Die Darstellung ist auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig, da sie zunächst wirr und durcheinander erscheint. Hat der Leser das System jedoch durchblickt, so ist es hilfreich, um auch beim kurzen „Querlesen“ die Orientierung nicht zu verlieren. Zudem unterstützen die zahlreichen Überschriften dieses Gesamtbild.
Abgerundet werden die einzelnen Darstellungen durch Wiederholungs- und Vertiefungsfragen, die sich am Ende der Abschnitte befinden. Sie sollen zum eigenständigen Überdenken des Erlernten anregen, was grundsätzlich eine fördernde Idee ist und sicher auch dazu dienen kann, sich die Materie kurzfristig (vor dem Examen) noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Allerdings sei auch darauf hingewiesen, dass einige der Fragen sehr weitgehend gestellt sind. Dies kann zu Verunsicherungen führen, zumal keine ausformulierten Antworten auf die Fragen existieren.
Um Verunsicherungen prinzipiell zu vermeiden, empfiehlt es sich auch die einzelnen Teile zusammenhängend zu betrachten und das Buch im Ganzen durchzuarbeiten. Nur auf diese Weise wird die Gesamtkonzeption der Darstellung ersichtlich, die dadurch geprägt ist, dass die einzelnen Teile aufeinander aufbauen.
Es lässt sich deshalb abschließend feststellen, dass dieses Examens-Repetitorium einen guten Grundstock für eine erfolgreiche Vorbereitung darstellt. Wer sich gerne und effektiv am Falllösen versucht und hieraus hilfreiche Erkenntnisse ziehen kann, dem sei dieses Werk ans Herz gelegt. Ein detailliertes Lehrbuch kann es allerdings nicht ersetzen, da es an Studenten in höheren Semestern und Examenskandidaten gerichtet ist, von denen bereits ein gewisses Vorwissen erwartet werden darf.