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Rezension Zivilrecht: WEG

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Timme (Hrsg.), Wohnungseigentumsgesetz, Kommentar, 2. Auflage, C.H. Beck 2014

Von RA Daniel Jansen, Köln


In zweiter Auflage wird hier ein solider Kommentar zum Wohnungseigentumsgesetz vorgelegt. Das über 1300 Seiten starke Werk bedient sich weitestgehend der gewohnten Kommentarstruktur und variiert diese teilweise. So folgt den zunächst im Wortlaut wiedergegeben Paragraphen entweder zunächst eine - auch gesetzesübergreifende - kurze Einordnung der Vorschrift in ihren Bedeutungskontext oder eine Literatursammlung. Anschließend gibt ein systematisches Verzeichnis eine Übersicht über den Inhalt und die thematische Strukturierung der jeweiligen Kommentierung. Das Querlesen und Finden der für den Nutzer wichtigen Textstellen wird jeweils erleichtert durch die drucktechnische Hervorhebung von Schlüsselwörtern.

Von einem guten Kommentar darf der Nutzer zudem sowohl die Berücksichtigung der aktuellen Rechtsprechung als auch eine Wiedergabe der relevanten Strömungen in der Literatur erwarten. Auch dies leistet das vorliegende Werk ohne Abstriche. Die Aktualität ist vorliegend insofern von besonderer Bedeutung, als die Novellierung des WEG aus dem Jahr 2007 nunmehr sieben Jahre zurückliegt und die Praxis in der Zwischenzeit deutliche Tendenzen hinsichtlich der Anwendung der neuen Vorschriften zeigt.

Dem Autorenteam gelingt ferner eine ausgewogene Schwerpunktsetzung. Hierbei wird augenscheinlich auf die Praxisbedeutung besondere Rücksicht genommen. So werden die in § 10 normierten Allgemeinen Grundsätze ausführlich in ihrer erheblichen Bedeutung für den Alltag des Praktikers beleuchtet. Die Bauhandwerkersicherung wird hier ebenso ansprechend dargestellt wie die wirtschaftlich hervorzuhebende Konfliktbeziehung zwischen WEG und Bauträger. In diesem Zusammenhang wird zunächst eine äußerst ausführliche Auswahl des Schrifttums geliefert. Anschließend wird ausgehend von der Erörterung der Gemengelage von individuellem Vertragsrecht und der Einbindung in die Eigentümergemeinschaft – u.a. hinsichtlich der Mängel am Gemeinschaftseigentum – eine vertiefte Darstellung der sehr komplexen Materie vorgelegt. Das Werk setzt sich hier dezidiert mit der in sich nicht immer widerspruchsfreien Rechtsprechung des BGH ebenso auseinander wie mit den verschiedenen Stimmen in der Literatur, die einerseits diese Rechtsprechung kritisieren und andererseits den Gesetzgeber als Wurzel des Übels ausmachen. Beispielhaft sei verwiesen auf die Problematik, dass die Eigentümergemeinschaft per Mehrheitsbeschluss Mängelansprüche auch auf Erfüllungsebene „an sich ziehen“ kann. Hiermit wird jedwedes isoliertes Vorgehen des einzelnen Erwerbers ausgeschlossen, wie der BGH in einer sehr jungen Entscheidung aus dem Jahr 2014 bestätigt hat. Diese erheblichen Eingriffe in die individualvertraglichen Rechte des Erwerbers werden in dem vorliegenden Werk aufbereitet und kritisch hinterfragt.

Die insbesondere für den Richter und Rechtsanwalt weiter besonders wichtigen Verfahrensvorschriften in den §§ 43 – 58 werden kompakt und zielorientiert, also nutzerfreundlich, dargestellt. In der Kommentierung zu § 43 werden z.B. verschiedene Klageanträge skizziert, die dem in dem WEG-Bereich tätigen Rechtsanwalt eine nützliche Checkliste sein können. Ferner wird in der Kommentierung zu § 46 strukturiert die bedeutsame Anfechtungsklage in all ihren Facetten besprochen.

Das hier besprochene Werk ist im besten Sinne ein üblicher Kommentar, der dem Praktiker stets einen schnellen Zugriffe zu den von ihm gesuchten Problemkreisen ermöglicht und diese argumentativ sehr gelungen behandelt.

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