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Rezension Öffentliches Recht: Europarecht

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Oppermann / Classen / Nettesheim, Europarecht, 6. Auflage, C.H. Beck 2014

Von stud. iur. Johanna Klingbeil, Göttingen


Das Kurz-Lehrbuch von Oppermann, Classen und Nettesheim versucht sowohl für Studierende, Dozenten, Referendare als auch Justiziare einen Einblick in die komplexe Materie des Europarechts zu geben.

Das Buch ist gut strukturiert und umfasst knapp 700 Seiten. Das ausführliche Inhaltsverzeichnis macht es trotz des Umfangs möglich, nur bestimmte Punkte aufzugreifen und zu lesen. Beginnend mit der Geschichte der Europäischen Union werden die verschiedenen Rechtsgrundlagen aufeinander aufbauend dargestellt. Zudem werden die verschiedenen Institutionen und Organe der EU sowie die Grundrechtscharta aufgezeigt. Im zweiten Teil des Buches werden dann vertiefende Problemfelder wie der Binnenmarkt, die Wirtschaftsordnung und die Außenbeziehungen der EU thematisiert So schaffen es die Autoren, eine gute Einführung in den Themenkomplex des Europäischen Rechts zu geben, wichtige Grundlagen für Studierende zu schaffen, aber auch weitergehendes Wissen für Fortgeschrittene und Praktiker zu vermitteln.

Inhaltlich überzeugt das Lehrbuch mit seiner Ausführlichkeit, thematischen Vielfalt und guten Struktur. Der Aufbau der einzelnen Kapitel ist sehr gelungen. Zu Beginn eines jeden Kapitels finden sich vertiefende Literaturhinweise. Diese können etwa nützlich werden, wenn besondere Kenntnisse im Rahmen einer Hausarbeit oder im Schwerpunkt vorausgesetzt werden. Die verschiedenen Punkte werden äußerst ausführlich erklärt und fallen manchmal leider etwas langatmig aus. Dennoch sind die Kapitel angenehm zu lesen. Durch eine strukturierte Gliederung der Unterpunkte ist es leicht, schnell einen Überblick über den Inhalt der Kapitel zu bekommen. Besonders interessant sind neben den Grundlagen und dem wirtschaftlichen Schwerpunkt auch die letzten beiden Kapitel zur Rechtsangleichung und der Außendimension der EU. Dies sind Punkte, die sich selten in anderen Lehrbüchern finden lassen und den Umfang des Buches verdeutlichen.

Die Neuauflage wurde im Vergleich zur letzten Auflage von 2011 umfangreich aktualisiert. Dies umfasst auch die neueren Urteile des Europäischen Gerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts. Neben der Vertragsänderung von 2009 und den Änderungen, die diese für die alltägliche Praxis mit sich brachten und eingearbeitet wurden, wird ein großer Fokus auf die seit 2010 andauernde Wirtschaftkrise der Europäischen Union gelegt. So widmen die Autoren dem Stabilitäts- und Wachstumspakt sowie den Rettungsschirmen einen ganzen Abschnitt. Hier sind viele der wichtigen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts eingearbeitet und bieten einen umfangreichen Einblick in die aktuellen Problemfelder.

Abschließend bleibt zu sagen, dass „Europarecht“ von Oppermann, Classen und Nettesheimein gut strukturiertes und ausführliches Lehrbuch ist. Die Betitelung „Kurz-Lehrbuch“ mag zwar angesichts der fast 700 Seiten etwas verwirren, steht dem gesamtpositiven Eindruck jedoch nicht entgegen. Viele wichtige aktuelle Entscheidungen der letzten Jahre sind eingearbeitet. Das Buch bietet sehr vertiefende Einblicke in das Europarecht mit seinen aktuellen Problemfeldern und auch darüber hinaus die Möglichkeit, sich weitergehend mit Fragen des Europarechts zu beschäftigen. So schaffen es die Autoren dem Anspruch gerecht zu werden ein Lehrbuch für Studierende als auch für Praktiker zu bieten.

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