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Rezension Strafrecht: Erfolgsfaktor Integrität

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Heißner, Erfolgsfaktor Integrität – Wirtschaftskriminalität und Korruption erkennen, aufklären, verhindern, 1. Auflage, Gabler 2014

Von Ri’in Domenica D’Ugo, Saarbrücken


Das Buch dreht sich nach Ansicht des Autors, Dr. Stefan Heißner - vom Verlag als einer der weltweit versiertesten Korruptions- und Compliance-Experte bezeichnet-, um das „Räuber und Gendarm-Spiel des 21. Jahrhunderts“. Ziel des Werkes ist, einen ganzheitlichen Einblick in die brisanten Themen der Entstehung und Bekämpfung von Betrug und Korruption zu geben. Dabei soll es ausweislich des Klappentextes erstaunliche Einblicke in die aktuelle Praxis der Korruptionsbekämpfung geben und für verblüffende Erkenntnisse sorgen.

Tatsächlich liefert das Buch wertvolle Informationen über viele Faktoren zum Thema Wirtschaftskriminalität und Korruption. So führt zum Beispiel ein geschichtlicher Überblick über die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und gesetzlichen Grundlagen zur Haftung der Täter (in der Regel Aufsichtsräte und Gesellschafter der betroffenen Unternehmen) in das Thema ein. Der Autor zeichnet dabei ein düsteres Bild von den Haftungsgefahren von Führungskräften von Unternehmen und liefert auch Beispiele aus der Praxis. Als ebenso düster beschreibt der Autor später die Hoffnung auf vollständige Eindämmung der Wirtschaftskriminalität.

Sodann erfolgt eine konkretere Darstellung darüber, was unter dem Begriff der Compliance (vom Autor als „Trendthema und Mysterium“ bezeichnet) zu verstehen ist. Hier findet sich im Übrigen auch der thematische Schwerpunkt des Werkes, immerhin beschäftigen sich knapp 60 der insgesamt 175 Seiten mit diesem Phänomen. Der Autor verschweigt auch nicht die zum Thema gehörigen Normen aus dem Ordnungswidrigkeitsrecht, Strafgesetzbuch und Zivilrecht. Durchaus interessant sind auch die Ausführungen zu den verschiedenen Tätertypologien und den Motiven für die Wirtschaftskriminalität, welche entgegen der landläufigen Meinung keineswegs allein auf Gier beruht. Beeindruckend ist weiterhin die Darstellung der Folgen der Wirtschaftskriminalität, welche als sehr differenziert, anschaulich und zugleich bedrückend beschrieben werden kann.

Besonders lesenswert ist weiterhin die Darstellung hinsichtlich der Spurensicherung und der systematischen staatlichen und wirtschaftsinternen und jeweils nationalen und internationalen  Kriminalitätsbekämpfung.

Das Werk zeichnet sich durch einen guten und angenehmen Schreibstil aus, auch weil dieser nicht nur bierernst daherkommt. So hebt die Aufzählung auf Seite 29 beispielsweise, welche die zunehmende Komplexität des alltäglichen Lebens beschreiben soll („Allgemeine Geschäftsbedingungen, hunderte Fernsehkanäle, sieben verschiedene Sorten Fischstäbchen im Supermarkt“), die Stimmung des sich durch die doch schwierige Materie kämpfenden Lesers durchaus merklich an. Die Professionalität wird dabei jedoch an jeder Stelle bewahrt.

Als Zielgruppe hat der Verlag Vorstände und Aufsichtsräte, Geschäftsführer und Inhaber mittelständischer Unternehmen, Führungskräfte und allgemein Mitarbeiter im Bereich Compliance, interne Revision und Unternehmensentwicklung erklärt. Es dürfte jedoch ebenfalls bestens als Einführung für diejenigen geeignet sein, die sich dem Thema von der „anderen“ Seite nähern, also etwa strafrechtlichen Ermittlern. Aber auch Rechtsberater können durchaus von den vielfältigen und interessanten Ausführungen profitieren, die weit über den rechtlichen Tellerrand hinaus reichen.

Fazit: Der Autor hat es geschafft, eine lesenswerte und gut zu verstehende Darstellung zu einem sehr komplexen Thema zu verfassen. Daher kann das Werk als „wirklich gut gelungen“ ausgezeichnet werden.

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