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Rezension Zivilrecht: Legal English Manual

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Wiebalck / Zedtwitz / Norman / Walsh, The Legal English Manual, 1. Auflage, C.H. Beck 2013

Von RAG Dr. Benjamin Krenberger, Landstuhl


Der herkömmliche Jurist, sei es Anwalt, Richter, Staatsanwalt oder Verwaltungsjurist, wird im Alltag kaum einmal mit der Notwendigkeit konfrontiert, englische Rechtssprache anwenden oder verstehen zu müssen. Etwas andere gilt selbstverständlich für international operierende Kanzleien oder Spezialkammern, für die auf dem Markt zahlreiche Fachtitel in englischer Sprache zur Verfügung stehen. Die generelle Fremdspracharmut ist aber kein Ruhmesblatt für die deutsche Juristerei, was einem schlagartig bewusst wird, wenn man einmal an einem internationalen Austauschprogramm der EU teilnimmt und dort feststellen muss, dass z.B. die Juristen aus Polen, Bulgarien oder Rumänien wie selbstverständlich in englischer Sprache mit den entsprechenden Fachbegriffen parlieren können, weil die entsprechenden Kurse mehrjährig und verpflichtend zu belegen sind. Gleiches gilt für Juristen aus Italien oder Frankreich, die wechselseitig intensiven Austausch haben und auch auf diese Weise mehr als die eigene Landessprache beherrschen.

Wenn man für sich aber den Vorsatz gefasst hat, sich intensiver mit der englischen Rechtssprache zu befassen, steht man zuerst vor dem Problem, mit welchem Buch man dies beginnen soll. Es gibt bereits gute Wörterbücher zum Thema, aber auch insbesondere auf das Studium ausgerichtete Werke wie das von Linhart u.a. (Englische Rechtssprache: Ein Studien- und Arbeitsbuch, C.H. Beck). Das vorliegende Werk versteht sich aber nicht als Übungsbuch, sondern als Handbuch für Praktiker mit begrenztem Zeitkontingent, dass die Schlüsselbegriffe anhand von Beispielen effektiv vermittelt.

Nach einer kurzen Einführung, wie man das Buch benutzen soll, folgen auf 100 Seiten insgesamt 14 Kapitel zu bestimmten Rechtsgebieten. Dort erhält der Leser eine Übersicht über die key legal termsder einzelnen Disziplinen, sample definitions und im collocations corner werden typische Redewendungen oder Versatzstücke aufgeführt. Im Anschluss erläutert ein Kapitel die schriftliche Rechtssprache in fünf kleinen manuals, danach in identischer Form für die mündliche Kommunikation. Abrundend erläutern die Autoren, wie man aus die spröde Rechtssprache zwar verstehen, aber nicht zwingend kopieren muss, indem sie Tipps geben, um die eigene Sprache und Ausdrucksweise verständlich zu halten - immerhin geht es (meist) darum, sich dem Kunden oder dem Richter verständlich zu machen.

Einige Auszüge: Im Kapitel zum Schadensersatzrecht (tort law) werden die types of tortbeschrieben, aber auch rechtfertigende oder entschuldigende Einwendungen. Im Kapitel zum Erbrecht (inheritance law) erhält man Erklärungen zu den betroffenen Personen (legal personnel) aber auch zu möglichen letztwilligen Verfügungen (terms of the will). Im Zivilprozessrecht (civil procedure) werden die Parteien vorgestellt (the parties), aber auch die einzelnen Vorgänge zwischen den Parteien (the documents). Hier ist insbesondere die Sammlung von Ausdrücken und Wendungen lehrreich, um halbwegs flüssig einen Prozessablauf zu schildern (issue a claim, give evidence etc.). Gleiches gilt für das Kapitel zum Strafrecht (criminal law).

Das Buch ist zwar überschaubar im Umfang und ganz offensichtlich nicht für den blutigen sprachlichen Anfänger konzipiert (denn es gibt keine Übersetzungen der Termini und Wendungen!). Aber für den in der englischen Fachterminologie nicht ganz unbedarften Rechtsanwender, der sich zudem fachgebietsspezifisch rasch absichern und stabilisieren möchte, ist dieses kleine Büchlein eine tolle Trainingsmöglichkeit. Dank der thematischen Sortierung ist das Werk auch für den raschen Zugriff auf Lösungen bei kleineren sprachlichen Lücken gut geeignet. Zwar könnte man angesichts der Verbreitung von Sprachlernprogrammen und Online-Angeboten samt Übersetzungsprogramm auf die Idee kommen, ein solches Buch für vernachlässigbar zu halten. Das würde aber das Gesamtkonzept des Werks unterschätzen. Denn gerade die Rundumsicht auf den sprachlichen Bedarf des Rechtsanwenders macht das Buch wertvoller als einfache Übersetzungshilfen.

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