Quantcast
Channel: Die Rezensenten
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2717

Rezension Zivilrecht: Sachenrecht

$
0
0

Westermann, BGB-Sachenrecht, 12. Auflage, C.F. Müller 2012

Von David Eckner, London


Das Sachenrecht wird in der Juristenausbildung gefürchtet, echte Faszination erntet es vermutlich selten, sei es aufgrund seiner Komplexität oder seines weit verbreiteten Pathos. Als examensrelevanter Inhalt des Zivilrechts führt jedoch gerade in der Ausbildung kein Weg vorbei an den Grundlagen und Tiefen des Mobiliar- und Immobiliarsachenrechts, abgesehen von der praktischen Relevanz des Sachenrechts. Wie so häufig kann die Suche nach einem geeigneten und zugänglichen Lehrbuch zu einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen werden. Diese Rezension will dieser Suche Abhilfe schaffen. Ihr liegt ein Klassiker zugrunde: „BGB-Sachenrecht“ von Prof. Dr. Harm Peter Westermann, emeritierter ordentlicher Professor an der Universität Tübingen und (Co-)Autor des großen Sachenrechtslehrbuchs (vgl. Westermann/Gursky/Eickmann, Sachenrecht, 8. Auflage 2011, C.F. Müller).

Das vorliegende, komprimierte Lehrbuch aus der Reihe „Schwerpunkte Pflichtfach“, ebenso herausgegeben bei C.F. Müller (Stichwort: „Jura auf den Punkt gebracht“), gehört zu den schlanksten Sachenrechtslehrbüchern, die gegenwärtig erhältlich sind. Auf weniger als dreihundert Seiten werden alle Schwerpunkte des Sachenrechts klausurnah erläutert und problemorientiert dargestellt. Neben einer umfassenden Einführung in die Bedeutung des Sachenrechts (vgl. S. 1 ff.), sind dies im Einzelnen: Eigentum und Besitz (Teil I, vgl. S. 26 ff.), Eigentumserwerb an beweglichen Sachen (Teil II, vgl. S. 54 ff.), Eigentümer-Besitzer-Verhältnis im Anspruchssystem (Teil III, vgl. S. 129 ff.), Liegenschaftsrecht (Teil IV, vgl. S. 155 ff.) und das Grundpfandrecht (Teil V, vgl. S. 232 ff.).

Jedoch ist der Umfang gerade nur ein fast nebensächliches Detail, das für den Kauf des Lehrbuchs spricht. Weit wichtiger ist sein Status „bekannt und bewährt“, was das Lehrbuch „BGB-Sachenrecht“ zu einem der Klassiker des Sachenrechts macht. Im Jahr 1969 schrieb der Autor im Vorwort zur ersten Auflage: „Auch dem Autor, den das große Lehrbuch zum ‚Spezialisten‘ macht, kann die Beschränkung der knappen Darstellung heilsam sein.“ Wie wahr und wie bewährt, liegt nun Harm-Peter Westermanns mittlerweile zwölfte Auflage der knappen Darstellung vor, die – wie ihre Vorauflagen – auf ganzer Linie überzeugt – und sowohl einen heilsamen Einstieg als auch eine solche Wiederholung bietet.

Die Besonderheiten des Lehrbuchs liegen auf der Hand: es handelt sich um eine sehr konzentrierte Bestandsaufnahme eines sehr komplexen Bereichs des Zivilrechts, welches mit zahlreichen Fallbeispielen, Hervorhebungen, Grafiken, einem umfangreichen Fußnotenapparat und vielen Vertiefungshinweisen versehen ist. Damit eignet es sich hervorragend für den Studenten, der erstmals mit dem Sachenrecht in Berührung kommt, als auch für den Examenskandidaten, der einen schnellen und vor allem verlässlichen Überblick benötigt. Wie Westermann im Vorwort der ersten Auflage, meint auch der Rezensent, dass das Lehrbuch mitnichten ausreicht, um den Umfang und die nötige Tiefe im Sachenrecht zu erreichen. Es eignet sich jedoch hervorragend, um die erforderlichen Grundlagen zu bilden und schließlich vor allem mit den Vertiefungshinweisen Detailwissen aufzubauen. Es dient damit durchaus als zentrales Arbeitsinstrument, von dem aus sich die Vertiefung und weitere Beschäftigung mit Problemen des Sachenrechts koordinieren lässt. Das Preis-/Leistungsverhältnis, so man ein Lehrbuch zum schlichten Produkt erheben will, ist aus diesem Grund sehr gut (EUR 21,95, Stand: April 2014).

Viewing all articles
Browse latest Browse all 2717