Ebers / Heinze / Krügel / Steinrötter, Künstliche Intelligenz und Robotik, 1. Auflage, C.H. Beck 2020
Von Rechtsreferendar Julius Remmers, LL.M. (Edinburgh), Hamburg
Mit dem neuen Rechtshandbuch „Künstliche Intelligenz und Robotik“ haben die Herausgeber Ebers, Heinze, Krügel und Steinrötter ein Rechtshandbuch auf den Markt gebracht, das einen systematischen Überblick über Rechtsfragen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz und Roboteranwendungen gibt. Erschienen ist dieses Werk in der 1. Auflage mit Stand „August 2020“ (siehe Vorwort).
Die Autorenschaft besteht aus Rechtsanwälten und Professoren. Letztere sind überwiegend der Leibniz Universität Hannover zuzuordnen, wie beispielsweise die Herausgeber Krügel und Heinze. Einigen „Kennern der Szene“ dürfte dies nicht ganz abwegig erscheinen, wurde doch in Hannover der RAILS e.V. (Robotics and AI Law Society) gegründet, der seine erste Fachtagung am 23.03.2018 in Kooperation mit dem Lehrstuhl Heinze dieser Universität austrug und dessen Vorstandsmitglieder zu den Herausgebern und/oder Autoren dieses Handbuches zählen. Einen noch näheren Bezug zum RAILS e.V. hat dieses Handbuch dadurch, dass laut Vorwort dieses Werk auf diese erste Fachtagung zurückgeht.
Der Inhalt gliedert sich in drei folgende Teile: Grundlagenteil (Teil 1), Darstellung der einzelnen Rechtsgebiete (Teil 2) und konkrete Anwendungsfälle von KI und Robotik (Teil 3). Unabhängig von diesen drei Teilen besteht das Handbuch aus 32 Kapiteln (§ 1 bis § 32). In diesen Kapiteln finden sich die einzelnen Themen, die in der Regel von jeweils einem Autor verfasst wurden (z.B. „§ 3 Regulierung von KI und Robotik“ von Ebers oder „§ 32 KI und smarte Roboter im Kriegseinsatz“ von Stellpflug).
Eine Vielseitigkeit erlangt das Buch allein schon deswegen, weil es zahlreiche Rechtsgebiete behandelt: Arbeitsrecht, Bürgerliches Recht, Datenschutzrecht, Gesellschaftsrecht, Kapitalmarkt- und Finanzdienstleistungsrecht, Steuerrecht, Strafrecht, Telekommunikationsrecht, Urheber-, Patent- und Wettbewerbsrecht, und auch das Versicherungsrecht. Unter den Anwendungsbeispielen finden sich Ausführungen zu Legal Tech, Smart Devices, Wearables, Personal Robots, Smart Contracts und auch zur Blockchain.
Der Aufbau dieses Handbuches überzeugt. Die Unterkapitel der drei großen Teile (s.o.) sind übersichtlich und stringent angeordnet. Leser, die etwas nachschlagen wollen, werden in dem Inhaltsverzeichnis schnell fündig. Als Beispiel: Interessiert man sich für Drohnen, kann man im Unterkapitel zu „Fliegenden Robotern“ (S. 26 f.) auf gut einer Seite einen sehr prägnanten und informativen Überblick über Drohnen bekommen. Insbesondere die technischen Erklärungen sind auch für den „Technik-Laien“ gut verständlich und dabei sogar ausführlicher als in so mancher Enzyklopädie.
Positiv anzumerken ist auch die Literaturübersicht am Anfang des jeweiligen Kapitels. Wer die Erwartung stellt, dass dieses Werk in jedem Kapitel Ausführungen bis ins kleinste Detail macht, wie es bei vielen juristischen Kommentaren der Fall ist, wird etwas enttäuscht werden. Diese Erwartungshaltung darf jedoch erst gar nicht entstehen, da es sich um ein „Handbuch“ handelt, das per se keine vertieften Ausführungen zu jedem Thema macht. Wie die Herausgeber bereits im Vorwort schreiben, soll dieses Handbuch keine „enzyklopädische Gesamtschau eines gesicherten Wissensstands“ sein, sondern vielmehr einen „systematischen Überblick“ über die Themen KI und Robotik geben. Hierin zeigt sich gerade der Vorteil, dass sehr viele Themen rund um KI und Robotik behandelt werden und somit die Bandbreite zu diesem Thema hervorragend abgedeckt wird. Zugleich kann man dieses Handbuch in seinen einzelnen Themen als „Appetizer“ sehen, wenn man selbst, z.B. im Rahmen von wissenschaftlichen Arbeiten (Dissertation etc.), einen guten Überblick bekommen möchte und mithilfe der jeweiligen Literaturübersicht in die Tiefe gehen möchte. Allerdings ist hierbei kritisch anzumerken, dass an ganz wenigen Stellen in diesem Handbuch die herangezogene Literatur hätte umfangreicher ausfallen können (z.B. die Einbeziehung der im Jahr 2019 erschienenen Dissertation „Roboterjournalismus“ von Habel).
Fazit: Wenn man die Kategorien aus der Börsenwelt zu aktienbezogenen Handlungsempfehlungen heranzieht („Kaufen“, „Halten“ und „Verkaufen“), ist bei diesem Handbuch, wie folgt, zu empfehlen: „Kaufen“ und „Halten“. Wer sich für die technischen aber vor allem für die rechtswissenschaftlichen Aspekte im Bereich KI und smarte Robotik interessiert, dürfte in diesem Handbuch ein hervorragendes Nachschlagewerk sehen. Die Balance zwischen Praxisbezug und rechtswissenschaftlicher Untersuchung gelingt sehr gut. Insbesondere im Hinblick auf bestimmte Fachkonferenzen zu den in diesem Handbuch beschriebenen Themen kann es als hilfreiche vorbereitende Lektüre oder gar „Begleiter“ dienen.