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Rezension: Einführung in die Praxis des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens

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Bosch / Schmidt / Vondung / Vondung, Einführung in die Praxis des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens, 10. Auflage, Kohlhammer 2019

Von Richterin Antonia Otto, Frankfurt


Die im April 2019 erschienene 10. überarbeitete Auflage dieses Lehrbuchs hat lange auf sich warten lassen, nachdem die 9. Auflage bereits aus dem Jahr 2012 stammt. Das Werk richtet sich an Studierende und Referendare in der Examensvorbereitung einerseits, bietet aber auch Richtern, Anwälten und Behördenvertretern in der Praxis eine willkommene Gelegenheit, das eine oder andere Detail zum Verwaltungsprozess nachzulesen und die eigenen Kenntnisse zu vertiefen. Gerade bei den – bekanntlich zuletzt in großer Zahl eingestellten – Proberichtern an den Verwaltungsgerichten ist das Werk sehr beliebt, weil es deutlich ausführlicher und praxisbezogener ist als die im Referendariat verwendeten Skripten und anderen Lehrbücher.

Bewährt hat sich offenkundig der Aufbau des Lehrbuchs. Wie bereits die Vorauflage gliedert es sich in insgesamt zehn Teile, die von der Bedeutung, Aufbau und Organisation der Verwaltungsgerichtsbarkeit über die Verfahrensbeteiligten, die allgemeinen und besonderen Sachurteilsvoraussetzungen, die Begründetheit und den Verfahrensablauf bis zum vorläufigen Rechtsschutz und den Rechtsmitteln führen. Diese Reihenfolge ist so leicht nachzuvollziehen, dass es keine großen Schwierigkeiten bereitet, einen gesuchten Abschnitt des Verwaltungsprozesses und die damit zusammenhängenden Fragen und Probleme zu finden. Im Unterschied zur Vorauflage sind die einzelnen Kapitel noch übersichtlicher gestaltet. So sind die wesentlichen Aussagen der einzelnen Themenbereiche grau hinterlegt und lassen sich mit einem Blick erfassen. Weniger wichtige und vertiefende Hinweise sind kleiner gedruckt als der übrige Text. Zudem bieten mit Kästen hervorgehobene Zusammenfassungen am Ende der einzelnen Abschnitte wertvolle Zusammenfassungen, Hinweise und Formulierungsvorschläge für Klausur und Praxis. Besonders hilfreich für Praktiker sind schließlich die Fußnoten mit den jeweiligen Rechtsprechungs- und Literaturnachweisen.

Inhaltlich zeichnet sich das Werk mit insgesamt 547 Seiten durch eine gegenüber anderen Lehrbüchern im Bereich des Verwaltungsprozessrechts deutlich ausgeprägtere Tiefe aus. Diese ist jedenfalls ab dem Referendariat auch erforderlich, um praxistaugliche Entscheidungen abzuliefern. Entgegen der Vorstellung vieler Referendare reicht es nämlich nicht aus, allein mit dem Wissen vom Prozessrecht, das bereits für das erste Examen erlernt wurde, zu arbeiten. Auch wenn dabei auf das vorhandene Grundwissen aufgebaut werden kann, muss dieses im Referendariat und Beruf vertieft werden. Hierzu enthält das vorliegende Werk zahlreiche Erläuterungen, Nachweise aus Rechtsprechung und Literatur sowie Praxisbeispiele, wobei die aktuelle 10. Auflage erwartungsgemäß auf dem neuesten Stand ist.

Mit einem Preis von 46,00 EUR gehört das Werk für Studierende und Referendare zwar zu den etwas teureren Lehrbüchern. Dies rechtfertigt sich jedoch durch den oben beschriebenen Umfang und die Tiefe der Ausführungen. Für Praktiker ist der Preis im Vergleich zu anderen sog. Praxishandbüchern niedrig.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Lehrbuch für beide Zielgruppen äußerst hilfreich ist: für Studierende und Referendare, um einen vertieften Einblick in die Praxis zu bekommen und für Richter, Anwälte und Behördenvertreter, um das theoretische Wissen zu vertiefen und aufzufrischen, ohne dabei den Blick für das tägliche Prozessgeschäft zu verlieren.


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