Doering-Striening, Elternunterhalt, 1. Auflage, Anwaltverlag 2018
Von RAG Dr. Benjamin Krenberger, Zweibrücken
Was, wenn nicht der Elternunterhalt, ist in einer immer älter werdenden Gesellschaft das Thema für die familienrechtliche Zukunft? Es gibt zwar bereits einige kleinere Ratgeber zu dem Thema, aber ansonsten findet die Aufbereitung eher in Werken zum gesamten Unterhaltsrecht statt. Dass nunmehr in erster Auflage (endlich) ein eigenständiges Werk für diese Materie auf den Markt gebracht wurde, ist deshalb sehr erfreulich. Auf knapp 600 Seiten wird den Lesern und Rechtsanwendern der Elternunterhalt näher gebracht. Dass dabei eine enge Verzahnung mit dem Sozialrecht erfolgt, ist nur konsequent. Denn es geht ja im Ernstfall um pflegebedürftige Eltern, die zu versorgen sind, sodass man sich immer zugleich auch um sozialrechtliche Fragestellungen kümmern muss.
Das Buch wartet mit einer fast schon lebhaften Gestaltung auf. Der Fließtext ist gut untergliedert und mit fett gedruckten Schlagwörtern versehen, echte Fußnoten ermöglichen eine durchgehende Lektüre. Zur Unterstützung der Rezeption des Stoffes werden kontinuierlich Aufzählungen, Tabellen, Zitate aus der Rechtsprechung, Berechnungen und Fallbeispiele angeboten, die teilweise noch graphisch hervorgehoben sind. Das macht die Lektüre zwar mitunter etwas kleinteilig, aber man bleibt ständig am Ball und kann sofort das Gelesene hinterfragen. Insgesamt 61 Fallbeispiele, die auch in einem eigenen Verzeichnis sortiert werden, sind vorhanden.
Trotz der beschriebenen, den Leser führenden Ausgestaltung ist das Buch keineswegs nur für Einsteiger in die Materie konzipiert. Durch klug gewählte Kapitel kann man sich auch – bei Bedarf – punktuell zu gewünschten Themen informieren. Abschnitte und Unterkapitel werden dabei thematisch durchaus zugespitzt bezeichnet, machen dadurch aber sofort klar, dass man aus einer konkreten Konstellation gewissermaßen assoziativ auf die damit zusammenhängenden Rechtsfragen stoßen wird und muss. Dies betrifft „Eltern zuhause“ oder „Eltern in stationären Einrichtungen“, aber auch „Leistungsfähige Eltern zu Hause – pflegen und ‚entgelten‘“. Hinzu kommen natürlich auch grundlegende Ausführungen, etwa vier Kapitel zu Rückgriffsansprüchen nach dem SGB XII und nach Zivilrecht oder ein -zugegeben extrem kurzes - Kapitel zu „Elternunterhalt und Steuern“.
Besonders gut gefallen hat mir das neunte Kapitel zu den „leistungsfähigen Eltern“. Denn das Dilemma, sich zwischen ehrenamtlicher und bezahlter Pflege entscheiden zu müssen, betrifft viele erwachsene Kinder. Hier richtig zu beraten ist für den Anwalt durchaus knifflig. Die Autorin stellt ausführlich die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten und ihre rechtliche Einordnung dar und eröffnet, bei sich bietender Gelegenheit, auch den steuerlichen und erbrechtlichen Kontext. Insbesondere die arbeitsrechtlichen Besonderheiten, etwa die Geltung des ArbZG oder die Ansprüche auf Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, sind eigentlich Dinge, die mit einer familiären Pflege nicht sofort in Verbindung gebracht werden. Umso wichtiger ist es deshalb, hier einmal sukzessive nachlesen zu können, wie professionell man ein solches Pflegeverhältnis ausgestalten kann und eigentlich auch sollte.
Auch wenn die Lektüre zwingend verlangt, sich mit dem Sozial(hilfe)recht auseinander zu setzen, sollte man sich mutig und ohne Scheu mit dem Buch befassen. Die Autorin schafft es in klarer Sprache und gelungener „Beweisführung“ die Thematik des Elternunterhalts zu erfassen und diese in all ihrer Differenziertheit abzubilden, ohne sich in unnötigen Nebenkriegsschauplätzen zu verlieren. Die gesunde Mischung aus beratenden Überlegungen und real zu entscheidenden Fällen zeigt auch deutlich auf, dass es sich hier um eine höchst praktische Materie handelt. Ein lesenswertes Buch, das als Einzeldarstellung seinen Platz neben den Gesamtwerken des Unterhaltsrechts finden wird.