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Rezension: Der Bauprozess

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Werner / Pastor, Der Bauprozess, 16. Auflage, Werner 2018

Von RA Daniel Jansen, Köln

  
Das Warten hat ein Ende. Nach drei Jahren erscheint endlich die neue Auflage des ohne Übertreibung für den Praktiker im Baurecht wohl am wenigsten verzichtbaren Werks.

Angenehm für den Nutzer ist die Beibehaltung des bewährten Aufbaus, verteilt auf 15 Großkapitel über knapp 2000 Seiten. Dies gilt umso mehr, als durch die Reform des Bauvertragsrechts zum 01.01.2018 umfangreiche Neuerungen zu berücksichtigen waren, welche an den betreffenden Stellen eingearbeitet wurden, so dass die Neuerungen systematisch gefunden und von dem Leser eingeordnet werden können. Positiv fällt weiter auf, dass die Autoren sich zwar teilweise kritisch zu der Reform des Bauvertragsrechts äußern, für die sich ergebenden Problempunkte jedoch nachvollziehbare und gut begründete Lösungswege skizzieren. Es darf davon ausgegangen werden, dass sich etliche davon in künftigen Gerichtsentscheidungen wiederfinden werden. Zutreffend weisen die Autoren zudem darauf hin, dass das alte Werkvertragsrecht natürlich nichts an Bedeutung verloren hat, da das neue Bauvertragsrecht nur auf Fälle Anwendung findet, die ab dem 01.01.2018 begründet wurden, es also noch über Jahre jedenfalls bei der Abwicklung von Altprojekten auf das „alte“ Recht ankommen wird. Dem trägt das Werk dadurch Rechnung, dass hier wie gewohnt die aktuelle Rechtsprechung dargestellt, eingeordnet und kommentiert wird.

Den Kapiteln werden jeweils eine Übersicht sowie ein umfassendes Literaturverzeichnis vorangestellt. Sodann folgt die Darstellung des Themas, die nie abstrakt bleibt. Beispielhaft ist das Kapitel über die Werklohnklage des Bauunternehmers zu nennen. Hier findet der Leser sofort die relevanten Voraussetzungen für eine schlüssige Klage detailreich mit etlichen Beispielen bestens strukturiert aufbereitet. Das mag banal scheinen, aber erfahrungsgemäß lohnt sich auch für den Profi ein regelmäßiger Blick in vermeintlich Selbstverständliches. Nachfolgend wird ausführlich der Bauvertrag in allen denkbaren Facetten erörtert und u.a. in vom Bauträgervertrag abgegrenzt.

Für die fachlich tiefe und dennoch mit stetem Praxisbezug verbundene Darstellung mag beispielhaft die Bearbeitung der hoch umstrittenen Frage dienen, ob ein Bauträger seinem Vertag mit dem Erwerber die VOB/B zu Grunde legen kann sowie die damit einhergehende Auseinandersetzung über die Privilegierung der VOB/B, die im Ergebnis weiter bejaht wird. Abgerundet wird der praxisorientierte Meinungsstreit mit einer Liste der Vorschriften, die einer Inhaltskontrolle nicht standhalten. Auch hier wird selbstverständlich intensiv Rechtsprechung und Literatur zitiert.

Wenn man ein Haar in der Suppe suchen möchte, mag man dies ggf. dergestalt finden, dass an wenigen Stellen BGH-Entscheidungen nicht mit Aktenzeichen, sondern mit Verweis auf eine Loseblattsammlung zitiert werden, die möglicherweise nicht jeder griffbereit hat. Aber das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau.

„Der Bauprozess“ ist auch in seiner 16. Auflage eine einzigartige Bearbeitung aller im privaten Baurecht relevanten Fragestellungen. Es bleibt der Maßstab, an dem sich die Konkurrenz messen lassen muss.


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