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Rezension: Urheberrecht und Internet

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Ensthaler / Weidert (Hrsg.), Urheberrecht und Internet, 3. Auflage, Deutscher Fachverlag 2017

Von Ass. iur. Mandy Hrube, LL.M. (Stellenbosch), Hannover



Das Internet und die damit verbundenen technischen Möglichkeiten haben dazu geführt, dass das Internet mit der Zeit zum wohl bedeutsamsten Medium für urheberrechtlich geschützte Werke geworden ist. Dabei steht das Urheberrecht allerdings vor der Herausforderung, sich einer schnellen Geschwindigkeit anpassen zu müssen, denn erheblich gestiegen sind auch die Verletzungsmöglichkeiten und die Wahrscheinlichkeit, dass eine Urheberrechtsverletzung stattfinden wird. Nach der Vorauflage aus dem Jahr 2010 war somit dringend eine Neuauflage des Ensthaler/Weidert erforderlich.

Nach sieben Jahren ist das Werk „Urheberrecht und Internet“ nunmehr vollständig überarbeitet in der 3. Auflage erschienen. Der Abstand zwischen den Auflagen von sieben Jahren ist bereits ein langer Zeitraum. Im digitalen Medienzeitalter kommt er allerdings schon fast einem Sprung von der Steinzeit in die Neuzeit gleich. Bereits der Abstand zwischen der ersten zur zweiten Auflage betrug jedoch ebenso sieben Jahre, sodass es scheint, dass sich dieser lange Zeitraum bewusst eingependelt hat. Im digitalen Zeitalter, in dem sich den laufenden Änderungen, Anpassungen und, dem Fortschritt geschuldet, auch immer weitere und neue Problemfelder ergeben, sind in den letzten sieben Jahren allerdings unzählige Entscheidungen ergangen, die für die Neuauflage berücksichtigt werden mussten. An der bisherigen Gliederung und Strukturierung des Werkes wurde dabei festgehalten. Die in der Vorauflage aufgegriffenen Themen wurden somit überarbeitet sowie neue Themen hinzugefügt. Höchstrichterliche Entscheidungen der letzten Jahre, wie die UsedSoft-Entscheidungen des BGH zur Erschöpfung bei gebrauchter Software finden sich in der Neuauflage ebenso wie die Entscheidungen des EuGH im Bereich der Haftung für Links, wie beispielsweise Svensson oder GS Media/Sanoma Media Netherlands. Diese Entscheidungen und die dabei auftretenden Friktionen werfen jedoch häufig auch wieder umfangreiche Folgeprobleme auf, wie das Verhältnis zwischen § 8 Abs. 3 TMG und der McFadden-Entscheidung des EuGH zeigt und damit auch die stetig wachsende Dynamik des Internets und Urheberrechts verdeutlicht.

Das Werk umfasst insgesamt 684 Seiten und ist in 8 Kapitel, die jeweils weitere Unterabschnitte enthalten, gegliedert. Nach einer Einführung in Kapitel 1 befasst sich das Werk in Kapitel 2 mit urheberrechtlich geschützten Gegenständen/Werken im Internet. Kapitel 3 nimmt eine urheberrechtliche Bewertung der Vorgänge im Internet vor. Die Schranken urheberrechtlicher Befugnisse ist Gegenstand von Kapitel 4. Kapitel 5 befasst sich mit urheberrechtlichen und kartellrechtlichen Problemen in Verträgen über die Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet. Das Recht der Verwertungsgesellschaften wird in Kapitel 6 behandelt. In Kapitel 7 befasst sich das Werk mit Haftungsfragen, bevor es mit der Darstellung außervertraglichen Kollisionsrechts und internationaler Zuständigkeit in Kapitel 8 abschließt.

Der Ensthaler/Weidert ist ein sprachlich gut zu lesendes und verständlich geschriebenes Werk. Es bietet eine systematische und (noch) aktuelle Gesamtdarstellung, die auch jüngere gesetzliche Änderungen im Urheberrecht berücksichtigt. Aber kann das Werk mit einem sieben Jahre dauernden Abstand zwischen den einzelnen Auflagen überhaupt als (langfristiger) Begleiter in der Praxis dienen, wenn es bald schon wieder veraltet sein wird und die nächste Auflage voraussichtlich erst in sieben Jahren erscheinen wird? Unter diesem Gesichtspunkt kann das Werk nur bedingt empfohlen werden. Aber auch wenn sich die eine oder andere Ausführung durch höchstrichterliche Entscheidung wahrscheinlich bald erledigt haben dürfte, kann sich die Anschaffung dennoch lohnen. Denn der Ensthaler/Weidertist kein Kommentar, sondern ein Handbuch, das darauf abzielt, eine systematische Gesamtdarstellung der Materie bieten zu wollen und unter diesem Gesichtspunkt lohnt sich die Anschaffung auch, denn genau dies bietet das Werk: es beeindruckt mit einem Überblick über die Materie und einer (systematischen) Darstellung der Zusammenhänge. Dabei gelingt die Aufarbeitung internetspezifischer Probleme hervorragend. Um sich einen Überblick über das Zusammenspiel zwischen Internet und Urheberrecht zu verschaffen, ist der Ensthaler/Weidert, aufgrund seiner prägnanten und anschaulichen Darstellung der Materie, somit durchaus zu empfehlen. 

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