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Rezension: Basiswissen und Strategien für junge Anwälte

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Diercks-Harms / Brodhun, Basiswissen und Strategien für junge Anwälte, 1. Auflage, Anwaltverlag 2017

Von RA, FA für Sozialrecht und FA für Bau- und Architektenrecht Thomas Stumpf, Lehrbeauftragter FH Öffentliche Verwaltung Mayen (Rheinland-Pfalz), Pirmasens

  
In erster Auflage erscheint dieses hilfreiche kleine Buch, das in sehr kompakter und übersichtlicher Weise angehenden Anwälten das notwendige Praxiswissen im zivilrechtlichen Mandat vermitteln will. Der Untertitel lautet daher auch „Der perfekte Schachzug im Zivilprozess“. Das skriptartig gehaltene Werk beschränkt sich aber nicht auf die forensische Tätigkeit, sondern ist umfassender. Es beginnt mit allgemeinen Tipps zur bestmöglichen Vertretung des Mandanten, den finanziellen Aspekten des Mandats (für Mandant und Anwalt), und arbeitet sich dann in zeitlicher und logischer Folge von der Mandatsannahme und Beratung, über die außergerichtliche Tätigkeit bis hin zur Tätigkeit in erster und zweiter Instanz (und dazwischen) vor, um schließlich bei den weiteren Rechtsmitteln bis hin zur Verfassungsbeschwerde zu enden.

Was mir gut gefällt, ist, wie prägnant und kompakt hier das praktische Know-How, das man als Anfänger draufhaben sollte, in gut lesbarer Form angeboten wird. All diese kleinen und großen Fragen und Probleme, die einem jungen Anwalt so über den Weg laufen, all die Prozess- und Beratungssituationen, in die er – quasi ohne jegliche nennenswerte praktische Erfahrung – zum ersten Mal gerät. Manchmal ist das einfach Learning-by-doing (oder schlimmer: Trial and Error). Dinge, über die man als Anfänger in der Regel schlicht nicht verfügt. Das Buch beinhaltet daher eine recht umfangreiche Sammlung an typischen verfahrensrechtlichen Fragen und Situationen, die sich einem im Gerichtssaal oder im Schriftsatz spontan oder regelmäßig stellen können und gibt eine Menge Tipps und Ratschläge und „Segelhinweise“, ohne dabei belehrend oder schlaumeierisch zu sein. Die Verfasser wissen, wovon sie schreiben: Dr. Kerstin Diercks-Harms ist Rechtsanwältin und hauptamtliche Prüferin im Landesjustizprüfungsamt Niedersachsen, Dr. Rüdiger Brodhun ist Richter am LG Lüneburg und Prüfer im ersten und zweiten Staatsexamen. Beide kennen daher sowohl die anwaltliche als auch die richterliche Sicht, sowie die Nöte angehender Juristen und Juristinnen.

Positiv fällt weiter auf, dass sich das Buch im Grunde als Ratgeber und Hilfesteller versteht und es hier tatsächlich ausschließlich um einen guten Start in die anwaltliche Zivilpraxis geht. Auf rechtstheoretische Ausführungen wird dankenswerter Weise verzichtet, weil sie in einem solchem Werk ohnehin fehl am Platze wären. Es geht hier nicht um die Vermittlung von materiellem Wissen und es ist auch kein Prozessratgeber, sondern schlicht ein schlanker Leitfaden für angehende Zivilrechtsanwälte, um ihnen in konkreten, praxistypischen Konstellationen eine praktische Lösung aufzuweisen.

Das Buch lässt sich leicht und schnell lesen, die praktischen Tipps sind für Berufsanfänger sehr wertvoll. Auch Referendare dürfen hier gerne zugreifen, vor allem, wenn es sie in eine zivilrechtlich ausgerichtete Kanzlei verschlägt. Im Grunde stehen hier all die Sachen drin, die in der entsprechenden Anwaltsstage oder im Berufseinstieg von der Kanzlei vermittelt werden sollten. Ein hilfreiches, kleines Buch, das eine Menge Orientierungshilfe leistet.

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