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Rezension: Verteidigung in der Hauptverhandlung

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Malek, Verteidigung in der Hauptverhandlung, 5. Auflage, C.F. Müller 2017

Von Rechtsanwalt Malte Schneider, Helmstedt



Die Hauptverhandlung ist das „Kernstück“ des Strafprozesses. Es ist der Ort, wo die gegensätzlichen Interessen der Prozessbeteiligten zum ersten Mal in unmittelbarer „Feindberührung“ aufeinanderprallen. Diesem Maßstab liegt das aktuelle Werk von Dr. Klaus Malek zugrunde. Der Autor blickt auf eine jahrzehntelange Erfahrung als Strafverteidiger zurück und gibt in diesem Buch eine Vielzahl von interessanten und nützlichen Hinweisen an den Leser. Es richtet sich nach meiner Auffassung damit vor allem –aber natürlich nicht nur- an Strafverteidiger, die am Beginn ihrer Karriere stehen.

Dabei werden nicht nur die essentiellen Grundlagen der Strafprozessordnung nachvollziehbar behandelt, sondern auch detaillierte Handlungs- bzw. Verhaltensvorschläge dem Strafverteidiger an die Hand gegeben. Darüber hinaus bietet das Lehrbuch wertvolle und optisch hervorgehobene Hinweise, in denen der Autor nicht nur theoretische Ausführungen macht, sondern dem Strafverteidiger ganz handfeste Praxistipps gibt. So wird beispielsweise ausgeführt, dass nicht alles, was strafprozessual möglich ist, auch sinnvoll ist (beispielsweise Stellung eines Aussetzungsantrag bei verspäteter Ladung und Möglichkeit der Wahrnehmung dieses Termins) während auch darauf hingewiesen wird, dass man sich die Bereitschaft zur in der Sache harten Auseinandersetzung nicht durch den Vorwurf der „Konfliktverteidigung“ vermiesen lassen darf. Abgerundet wird dieses Werk durch Musterformulierungen relevanter Anträge sowie durch die hilfreiche Formulierungs- und Gestaltungsvorschläge, welche natürlich insbesondere für die jüngeren Kollegen sehr wertvoll sind. Es gefällt, dass auch –vermeintlich- banale Dinge wie zum Beispiel ein Widerspruch gegen die Beweiserhebung als Musterformulierung dort aufgenommen wurden. Dem Leser werden zu guter Letzt auch interessante Details zur strafprozessualen Entstehungsgeschichte an die Hand gegeben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dem Werk der Spagat zwischen wissenschaftlichem Anspruch und praktischem Nutzwert hervorragend gelingt. Der erfahrene Strafverteidiger hat mit dem vorliegenden, den aktuellen Stand der Rechtsprechung wiedergebenden, Praxishandbuch ein hervorragendes Werkzeug für die Vorbereitung und Durchführung der strafrechtlichen Hauptverhandlung geschaffen. Der Praktiker erhält ein logisch strukturiertes Werk mit einer Vielzahl von Formulierungshilfe, welche im Alltag des Strafverteidigers –und auch in der Hauptverhandlung- wertvolle Dienste leisten.

Im Rahmen des Einstiegs in die Welt der Strafverteidigung führt nach hiesiger Auffassung kein Weg an diesem Werk vorbei und es sollte zur Grundausstattung der eigenen Bibliothek gehören. Nach meiner Meinung ist das Werk –gerade auch in Hinblick auf den angemessenen Kaufpreises- eine klare Kaufempfehlung. Der Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem jungen Strafverteidiger einen Leitfaden für die Verteidigung in der Hauptverhandlung an die Hand zu geben, welcher die sich dem Verteidiger bietenden Handlungsspielräume herausarbeitet und würdigt. Diesem Anspruch wird das Werk voll gerecht!

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