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Rezension: Staatsrecht I - Staatsorganisationsrecht

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Degenhart, Staatsrecht I - Staatsorganisationsrecht, 31. Auflage, C.F. Müller 2015

Von stud. iur. Maren Wöbbeking, Göttingen



Christoph DegenhartsKlassiker zum Staatsorganisationsrecht mit Bezügen zum Europarecht geht mit seiner Neuauflage aus 2015 in die 31. Runde. Es handelt sich hierbei um eine vollständig aktualisierte Version mit neuester Rechtsprechung und neuen Fällen. Der Leser erhält mit Staatsorganisationsrecht I dabei nicht nur das bekannte Lehrbuch aus der Reihe Schwerpunkte Pflichtfach aus dem C. F. Müller Verlag, sondern seit einigen Auflagen auch einen Code dazu, mit dem sich das Ganze als Ebook freischalten lässt.

Beim Staatsorganisationsrecht handelt es sich an vielen Universitäten um eines der ersten Rechtsgebiete mit denen Studenten zu Beginn des Studiums in Berührung kommen. Ebenso ist es auch ein Gebiet, das im Examen, schon allein auf Grund seiner politischen Aktualität relevant wird. Christoph Degenhartschafft es dabei in gewohnter Manier diesen beiden Aspekten in seinem Lehrbuch gerecht zu werden, weshalb es sich dementsprechend sowohl an Anfänger als auch Fortgeschrittene und Examenskandidaten richtet.

Eingeteilt ist das Lehrbuch in drei Teile, die sich mit den Staatszielbestimmungen, den Staatsorganen und schließlich dem Schutz der Verfassung durch die Verfassungsorgane befassen. Ersterer vermittelt umfassend die sowohl für das Staatsorganisationsrecht als auch generell für das deutsche Recht elementaren Verfassungsprinzipien. Sämtliche wissenswerten Grundsatzfragen und Details zu Themen wie dem Wahlrecht und der Gewaltenteilung werden in sechs Kapiteln abgehandelt. Dieser erste Teil nimmt allein fast zwei Drittel des gesamten Lehrbuchstoffes ein und vermittelt ein umfassendes Wissen, welches zum Teil für ein auch an Anfänger gerichtetes Lehrbuch fast schon zu tiefgehend sein wird. Der zweite Teil befasst sich dann mit den Staatsorganen und klärt prüfungsrelevante Fragen, wie das Prüfungsrecht des Bundespräsidenten und Vergleichbares. Der letzte Teil, zum Schutz der Verfassung durch die Verfassungsgerichtsbarkeit, stellt schließlich die einzelnen verfassungsrechtlichen Verfahrensarten vor dem Bundesverfassungsgericht schematisch und übersichtlich dar und geht auch auf die einzelnen Landesverfassungsgerichtsbarkeiten ein.

Degenhart kann grundsätzlich bei seinen Ausführungen gut gefolgt werden, wenngleich manche Gebiete, wie zum Beispiel die bundesstaatliche Finanz- und Haushaltsverfassung durchaus prägnanter gehalten hätten werden können. Das Lehrbuch geht insgesamt thematisch in der Regel durchaus in die Tiefe und kann von sich mit vollem Recht behaupten, im Hinblick auf den Examenspflichtstoff zum Staatsorganisationsrecht abschließend zu sein.

Neu eingefügt wurden von Degenhart seit der letzten Auflage 2014 unter anderem die höchst aktuellen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes und des Gerichtshofes der Europäischen Union zum OMT Programm der Europäischen Zentralbank. Bestehendes Recht und Rechtsprechungsfälle, die sich zu Beginn jeden Kapitels finden und anschaulich an passender Stelle besprochen werden, wurden ebenso aktualisiert. Sehr schön dargestellt wird außerdem durchgängig der jeweilige europarechtliche Bezug, der ebenfalls vollumfänglich auf dem neuesten Stand ist.

Was Degenharts Lehrbuch in arbeitstechnischer Hinsicht ausgesprochen empfehlenswert macht, ist schließlich das zuvor genannte Ebook. Dieses ermöglicht eine hervorragende Arbeit am PC, wobei die Verlinkungen auf Gesetzestexte und vor allem Gerichtsentscheidungen einen erheblichen Mehrwert darstellen. Auch bietet das Ebook die Möglichkeit innerhalb des Buches schnell zwischen Kapiteln und Seiten zu wechseln, um so beispielsweise einen Fallsachverhalt nachzulesen. Als Option kann man dabei durch nur einen Klick jeweils wieder zurück zur vorherigen Seite und muss diese nicht wieder gesondert über das Inhaltsverzeichnis raussuchen. Verbesserungswert wäre lediglich noch die Anzeige des Ebooks. Dieses ist in einem anderen Format als das Buch gehalten und zeigt zwar dessen Randnummern, nicht jedoch die Seitenzahlen an. Grundsätzlich ist das Ebook jedoch eine bewährte Idee, die sich hoffentlich auch bei anderen Lehrbuchautoren in nächster Zeit durchsetzen wird.

Staatsrecht I von Degenhart präsentiert sich folglich als ein umfangreiches Lehrbuch, welches nicht nur inhaltlich sondern durch das Ebook auch im Hinblick auf das Format auf dem aktuellsten Stand ist. Mit gutem Recht darf es sich als Klassiker im Staatsorganisationsrecht bezeichnen und wird den an eine umfassende Wissensvermittlung gestellten Ansprüche gerecht.



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