Balzer / Kröll / Scholl, Die Schuldrechtsklausur I Kernprobleme der vertraglichen Schuldrechtsverhältnisse in der Fallbearbeitung, 4. Auflage, Springer 2015
Von Patricia Milena Popp, LL.B. stud. iur., Wiesbaden
Klausuren schreiben gehört zum Alltag eines jeden Jurastudenten. Auch wenn es oftmals lästig und zeitraubend erscheint, so ist die Niederschrift von Falllösungen ein optimales Training für den Ernstfall. Oft kann erst anhand des selbst geschriebenen Gutachtens erkannt werden, wo tatsächlich die eigenen Fehler oder Lücken liegen, sodass diese korrigiert und geschlossen werden können.
Als besonders hartnäckig und schwierig in der Klausur erweist sich immer öfter das allgemeine und besondere Schuldrecht. Um eine schuldrechtliche Klausur in den Griff zu bekommen, bedarf es deshalb eines besonderen Trainings. Für ein solches Training bietet sich das umfangreiche Lehrbuch der Herren Balzer, Kröll und Scholl aus Düsseldorf, Köln und Hamburg mithin gut an. Das Werk ist zwischenzeitlich zum vierten Mal erschienen und enthält im Vergleich zur vorherigen Auflage eine überarbeitete Version der Falllösungen, die beispielsweise die aktuelle EuGH Rechtsprechung zum Kaufrecht berücksichtigt. Außerdem ist der Titel DieSchuldrechtsklausur I(vormals nur Die Schuldrechtsklausur) neu, da die Autoren einen zweiten Band planen, der sich mit den gesetzlichen Schulverhältnissen befassen soll.
Die Schuldrechtsklausur I behandelt die Kernprobleme der vertraglichen Schuldverhältnisse anhand von 30 unterschiedlichen Fällen. Der Schwerpunkt der Darstellungen liegt auf dem Kaufrecht, aber auch das Werk- und Dienstvertragsrecht, Miet- und Pachtrecht oder Auftragsrecht werden behandelt. Die beiden letzten Fälle befassen sich zudem mit dem nicht zu unterschätzenden Bürgschaftsrecht.
Die Fälle sind mit Lösungen überwiegend zwischen 15 und 20 Seiten lang und auf dieselbe Weise aufgebaut: Der Sachverhalt ist stets vorangestellt, gefolgt von der ausformulierten Lösung des entsprechenden Falls. Eine Übersicht der Lösung in Form einer Skizze gibt es nicht, allerdings gibt es zu Beginn jeder Lösung eine kleine Einleitung in der etwa auf den Schwierigkeitsgrad des Falls hingewiesen wird oder ein einschlägiges Urteil, auf dem der Fall basiert, zitiert wird.
Die Darstellungen in der Falllösung sind in Absätze untergliedert und die einzelnen Abschnitte mit Überschriften gekennzeichnet. Dies erzeugt eine übersichtliche Darstellung und erleichtert es dem Leser, sich in der Falllösung zurechtzufinden. Besonders hilfreich ist dieser Aufbau für das Verständnis der Meinungsstreits. Dank Überschriften wie Ansicht BGH, Ansicht der herrschenden Lehre und einer entsprechenden Stellungnahme fällt es leicht, sich ein Bild von den Streitständen zu machen und deren Lösungsansätze nachzuvollziehen. Auch sind diverse Textstellen in grauen Kästen hinterlegt sodass zusätzlich hilfreiche Stellen aus dem Text hervorgehoben werden, Erklärungen ergänzt werden oder auf andere Stellen innerhalb des Lehrbuchs verwiesen wird.
Äußerst hilfreich ist auch das vorangestellte Literaturverzeichnis in dem auf passende Kommentare, Lehrbücher oder Gesamtdarstellungen hingewiesen wird. Besonders studentenfreundliche Werke sind hier mit einem Sternchen gekennzeichnet, was es Studenten in Anfangssemestern erleichtern dürfte, sich im Dschungel der juristischen Literatur zurechtzufinden. Im Anhang finden sich zudem eine Reihe schematischer Übersichten, die etwa die Rechte des Käufers bei Mängeln der Kaufsache oder die Rechte des Bestellers bei Mängeln des Werkes beinhalten. Diese können bei der Falllösung ergänzend herangezogen werden und geben einen guten Überblick über die einzelnen Problemfelder.
Examenskandidaten wird Die Schuldrechtsklausur I mitunterein wenig zu grundlegend erscheinen. Die Darstellungen sind doch sehr kleinschrittig und setzen an Stellen an, an denen wenig bis kein Vorwissen vorausgesetzt wird. Hingegen ist DieSchuldrechtsklausur I für Studenten in niedrigeren Semestern ein optimaler Begleiter etwa für die Vorbereitung auf eine Klausur in der großen Übung Zivilrecht, da alle relevanten Gebiete der vertraglichen Schuldverhältnisse und ihre typischen Eigenarten aufgezeigt werden und somit eine lückenlose Vorbereitung ermöglicht wird. Mit dem geplanten zweiten Teil von Die Schuldrechtsklausur wird es dann sicher zusätzlich möglich sein, auch die Vorbereitung über die Materie der gesetzlichen Schuldverhältnisse in den Griff zu bekommen, um im Schuldrecht gut aufgestellt zu sein.