Vygen / Wirth / Schmidt, Bauvertragsrecht Praxiswissen, 7. Auflage, Bundesanzeiger 2015
Von RA, FA für Sozialrecht und FA für Bau- und Architektenrecht Thomas Stumpf, Lehrbeauftragter FH Öffentliche Verwaltung Mayen (Rheinland-Pfalz), Pirmasens
Unter dem Titel „Bauvertragsrecht Grundwissen“ war die Vorauflage aus 2011 noch im Werner Verlag (Wolters Kluwer) erschienen. Der Titel wurde in „Bauvertragsrecht Praxiswissen“ umbenannt, was eine Verschiebung der inhaltlichen Akzentuierung ausdrückt. Zudem wechselte aufgrund Übernahme dieser Themensparte durch den Bundesanzeiger Verlag auch das Verlagshaus. Inhaltlich haben sich die fortführenden Autoren Wirth und Schmidt von der in der Praxis an Bedeutung verlierenden VOB/B etwas entfernt, allerdings ohne diese komplett auszublenden.
Das Buch umfasst einen reinen Textteil von ca. 320 Seiten und einen Anhang von noch einmal gut 100 Seiten. Sinn und Zweck des Werks ist die Vermittlung von kompakt dargestelltem Wissen rund um das private Baurecht. Das Werk ist, wie die Vorauflagen, gelungen und konnte noch einmal eine Verbesserung erfahren, indem die Verwendung von Beispielen ausgedehnt worden ist und nunmehr auch Schaubilder verwendet werden. Wenn man mit anderen Werken aus dem Bundesanzeiger Verlag vertraut ist (z.B. Wenzel, Baulasten in der Praxis oder Rixner/Biedermann/Steger, BauGB/BauNVO) kommt einem das Layout schnell bekannt vor. Zur Orientierung arbeitet das Buch mit von vorn nach hinten ohne Unterbrechung durchgehend fortlaufenden Randnummern. Vom Aufbau her folgen die Autoren, an der praktischen Abwicklung orientiert, dem Ablauf eines typischen Bauvertrages. Kapitel 1 eröffnet mit Zustandekommen und Abschluss des Vertrages auch unter Einbeziehung von Stellvertretern und bleibt daher dogmatisch dem BGB AT verbunden. Kapitel 2 befasst sich, ebenfalls noch auf AT-Ebene, mit der Einbeziehung von AGBs und somit auch mit der Einbindung der VOB/B in den Vertrag. Ab Kapitel 3 geht es dann knietief in den BGB BT: die geschuldete Bauleistung. Hier werden die wichtigen Begriffe wie Bauwerk und Bauleistung erörtert, das LV und die funktionale Leistungsbeschreibung erläutert, die für das Bau-Soll maßgeblich sind. Kapitel 4 befasst sich mit der Vergütung des Bauunternehmers und differenziert nach BGB und VOB/B, beleuchtet Einheitspreisvertrag, Pauschalvertrag und Stundenlohnabreden. Kapitel 5 macht eine kleine Exkursion zum Vergabeverfahren nach der VOB/A. Kapitel 6 bringt das Buch wieder zurück auf Kurs und widmet sich der Bauausführung bis zur Abnahme. Kapitel 7 befasst sich recht ausführlich mit dem praktisch relevanten und im Detail sehr komplizierten Bereich der Bauzeitverzögerungen und der hieraus resultierenden Ansprüche. Kapitel 8 dreht sich dann um das heftig umkämpfte Sperrgebiet des Nachtragsrechts und der Vergütungsänderung. Kapitel 9 und 10 befassen sich mit den virulenten Themenkreisen Abnahme und Baumängel (mit ca. 50 Seiten ebenfalls recht umfangreich). Kapitel 11 schließlich bearbeitet die Themenkreise Abrechnung, Zahlungen und Verjährung. Ein gesondertes Kapitel 12 ist ausschließlich den Sicherheiten am Bau gewidmet und das letzte Kapitel macht Ausführungen zu den Möglichkeiten der alternativen Streitbeilegung.
Der umfangreiche Anhang liefert den Entwurf eines Bauvertrages, einen Textauszug aus den relevanten Vorschriften des BGB und die aktuelle VOB/B 2012 im Volltext. Es folgt das abschließende knapp gehaltene Inhaltsverzeichnis.
Das Buch ist gut gemacht und vermittelt das erforderliche Basiswissen kompakt, stets im Zusammenhang mit den einschlägigen Normen. Zu nahezu jedem geschilderten rechtlichen Aspekt bieten die Autoren praktische Beispiele, die das Ganze gut greifbar und schnell verständlich machen, so dass das theoretische Skelett sogleich mit praktischem Fleisch aufgefüllt wird. Auch werden die Ausführungen von zahlreichen Rechtsprechungshinweisen flankiert. Am Ende jedes Kapitels gibt es eine zusammenfassende Übersicht der vorstehenden Erläuterungen, ähnlich wie bei einem Lernbuch.