Peitscher, Anwaltsrecht, 1. Auflage, Nomos 2013
Von RA, FA für Sozialrecht und FA für Bau- und Architektenrecht Thomas Stumpf, Lehrbeauftragter FH Öffentliche Verwaltung Mayen (Rheinland-Pfalz), Pirmasens
In der Reihe NomosReferendariatveröffentlicht Stefan Peitscher, Rechtsanwalt und Hauptgeschäftsführer der Rechtsanwaltskammer Hamm, eine kompakte und hoch informative Schrift zu den Rechtsregelungen betreffend den Anwalt und dessen berufliche Tätigkeit. Da ohnehin die meisten Studenten der Rechtswissenschaften nach Abschluss ihrer Ausbildung im anwaltlichen Bereich arbeiten, ist die Reihe NomosReferendariatgenau der richtige Erscheinungsort für das Werk. Konzeptionell ist das Buch nicht nur auf die Zusammenfassung der wichtigsten berufsrechtlichen und sonstigen anwaltsrelevanten Regelungen im Sinne einer einfachen Darstellung beschränkt, sondern das Ganze ist als Lehrbuch ausgearbeitet. Das Buch bedient daher nicht nur das rein informative Interesse des geneigten Lesers, sondern kann handfest zur Prüfungsvorbereitung verwendet werden, was das Buch für Referendare doppelt interessant macht.
Auf knapp 300 Seiten in handlichem Format stellt der Verfasser das Anwaltsrecht ausführlich und dennoch übersichtlich dar. Es handelt sich zwar prinzipiell um eine Einstiegslektüre, aber der Fundus an Rechtsprechung (in Fußnoten verortet) macht das Buch auch für Berufseinsteiger und selbst gestandene Anwälte nutzbar. Den Auftakt macht ein kurzer, aber interessanter Abriss zur Geschichte der deutschen Anwaltschaft vom Mittelalter bis heute. Es folgt eine Darstellung der zugrundeliegenden Rechtsquellen wie BRAO, Rechtsdienstleistungsgesetz, RVG, BORA, FAO, ebenso wie die weiter maßgeblichen Regelungen aus dem bürgerlichen Recht, dem Strafrecht oder dem europäischen Recht. Die Abschnitte 3 und 4 befassen sich mit der Stellung und Funktion des Rechtsanwalts, sowie dem Zulassungsverfahren und den Zulassungsvoraussetzungen. Die Teile 5 bis 8 stellen ohne Frage das Herzstück dar. Teil 5 hat sehr ausführlich die berufsrechtlichen Grundpflichten des Anwalts nach § 43a BRAO zum Gegenstand (Unabhängigkeit, Verschwiegenheit, Sachlichkeitsgebot, Verbot der Vertretung widerstreitender Interessen, Behandlung von Fremdgeld, Fortbildungspflicht). Teil 6 stellt die Vorgaben zu Organisation und beruflicher Zusammenarbeit dar und der wichtige Teil 7 widmet sich intensiv dem Anwaltsvertrag und den Pflichten des Anwalts. Haftungsfragen, sowie berufs- und strafrechtliche Konsequenzen anwaltlicher Pflichtverletzungen werden hierbei ebenso bearbeitet (und beantwortet) wie Vergütungsfragen. Den Abschluss macht der neunte Abschnitt zur anwaltlichen Selbstverwaltung. Am Ende jedes Abschnittes gibt es Wiederholungs- und Vertiefungsfragen zur Selbstkontrolle.
Peitscher bietet ein recht vielseitiges Buch. Das Werk richtet sich vorrangig an Referendare und vermittelt Lehrstoff. Die Wiederholungsfragen und (mit Lösung versehenen) Beispielsfälle sind hierbei sehr nützlich. Aufgrund seiner doch umfangreichen Rechtsprechungsnachweise eignet sich das Werk aber auch zum Nachschlagen in der späteren Praxis. Da das Anwaltsrecht nicht in einem einzigen Gesetz kodifiziert ist, sondern in mehreren Gesetzen verstreut geregelt und von anderen Gesetzen noch zusätzlich beeinflusst wird, ist man für eine kompakte, aber dennoch detaillierte und gut gemachte Zusammenstellung wie die hier vorliegende dankbar. Das Buch kann Referendaren und Berufseinsteigern nur dringend nahegelegt werden. Es sollte sich jeder, der den Anwaltsberuf ergreifen möchte, mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und Regelungen des eigenen Berufsstandes vertraut machen. Aber der Teufel steckt im Detail, und so können auch „alte Hasen“ hier noch was dazulernen.