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Rezension Zivilrecht: Schmerzensgeldtabelle 2013

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Slizyk, Schmerzensgeldtabelle 2013, 9. Auflage, C.H. Beck 2013

Von RA Sebastian Gutt, Helmstedt
 

In aller Regelmäßigkeit erscheint pünktlich zum Jahresende die neue Beck'sche Schmerzensgeldtabelle von Slizyk im Verlag C.H. Beck, So auch dieses Jahr. Die abgedruckten Entscheidungen weisen als Stand September 2012 auf. 270 neue Entscheidungen sind hinzugekommen. Selbstverständlich wurde auch die jüngste und relevante Literatur wieder vom Autor berücksichtigt und – soweit relevant – in seinem Werk bedacht.

Slizyk war es von Beginn an ein Anliegen, die Schmerzensgeldbeträge praxisorientiert darzustellen, und zwar so, dass der Benutzer seiner Tabelle schnellen Zugriff auf vergleichbare Fälle hat. Anders als andere Schmerzensgeldtabellen erfolgt die Darstellung daher nicht nach der Höhe des Schmerzensgeldes, sondern von „Kopf bis Fuß“ oder kurz gesagt, nach Verletzungsarten. Tatsächlich ist dies ein unschätzbarer Nutzen für die Praxis. Oftmals geht es nicht in erster Linie darum, ein so hohes Schmerzensgeld wie möglich zu finden, sondern eines, das zu der Verletzungsart des Mandanten passt. Erst dann kann über die Höhe nachgedacht werden. Die Aufbereitung der jeweiligen Entscheidungen nach Verletzungsarten ist daher äußerst sympathisch und erleichtert die Arbeit im Umgang mit dem Tabellenwerk ungemein.
 
Wiederum kann der Rezensent nur dem Leser ans Herz legen, die systematische Kommentierung zum Schmerzensgeld zu lesen. Diese enthält wichtige Informationen zur Bearbeitung von Personenschäden und insbesondere zur Geltendmachung des Schmerzensgeldes. Interessant sind auch die Ausführungen von Slizyk zur Höhe des Schmerzensgeldes unter Berücksichtigung eines aktuellen Urteils des LG Aachen (S. 93 ff.) aus diesem Jahr. Das LG Aachen hat einem schwerst hirngeschädigtem Kind nach einem ärztlichen Behandlungsfehler das bisher höchste ausgeurteilte Schmerzensgeld (700.000,00 €) zugesprochen.

Verweisen möchte der Rezensent zudem auf die prozessualen Hinweise des Autors, S. 144 ff. In der Praxis werden hier immer wieder Fehler gemacht, indem z.B. die Grundsätze des BGH zum „Teilschmerzensgeld“ nicht oder nicht richtig berücksichtigt werden. Es handelt sich um ein äußerst regressträchtiges Thema, so dass Fehler hier unbedingt vermieden werden sollten. Das Lesen lohnt sich also, zumal Slizyk sehr angenehm und verständlich schreibt.

In der dem Rezensenten vorliegenden Ausgabe der Tabelle ist die Onlineversion inbegriffen. Nach Freischaltung und Registrierung erhält man Zugriff auf 3400 Urteile mit Verlinkung zu den Urteilen mit Onlinetexten. Sehr schön ist bei der Darstellung, dass ein Preisindexrechner zur Verfügung steht. Oft wird in der Praxis nämlich vergessen, ältere Urteile und das dort ausgeurteilte Schmerzensgeld an die heutigen Verhältnisse anzupassen.

Es bleibt dabei: Die Beck`sche Schmerzensgeldtabelle ist für die Praxis unverzichtbar und darf in keinem gut sortiertem Buchregal fehlen.

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