Fritzsche, Fälle zum Schuldrecht I, Vertragliche Schuldverhältnisse, 8. Auflage, C.H. Beck 2019
Von stud. iur. Antonia Gaupp, Halle
In der 2019 im C.H.Beck Verlag erschienenen 8. Auflage des Fallbuches zum Schuldrecht I von Dr. Jörg Fritzsche, können sich Studierende der Rechtswissenschaften anhand von 40 Fällen mit dem Recht der vertraglichen Schuldverhältnisse auseinandersetzen. Ziel des Buches ist es, Studierenden im Grundstudium und den mittleren Semestern das Lösen von Fällen aus dem Vertragsrecht nahezubringen bzw. zu festigen, indem sowohl leichtere Grundfälle als auch solche zu spezielleren Problemen angeboten werden. Thematisch wird unter anderem die Begründung und der Inhalt von vertraglichen und vertragsähnlichen Schuldverhältnissen, das allgemeine Leistungsstörungsrecht, Folgen des Rücktritts und des Widerrufs, das Abtretungsrecht sowie schuldrechtliche Besonderheiten des Kauf-, Miet-, Dienst- und Werkvertragsrechts behandelt.
Das Falltraining umfasst auf knapp 450 Seiten neben einer grundsätzlichen Einführung zur Fallbearbeitung die Klausuren mit gutachterlich verfassten Lösungen. Diesen sind jeweils Vorüberlegungen zum Fall vorangestellt, die eine Einbettung in den juristischen Kontext gewährleisten. Ferner stellt eine knappe Lösungsskizze mit den einzelnen Prüfungspunkten des Gutachtens ein schnelles Auffinden von ausgewählten Stichpunkten sicher.
Die umfangreichen, verständlich geschriebenen und klar strukturierten Lösungen übersteigen wohl den Klausurerwartungshorizont, um möglichst ein breites Spektrum an Problemen und Kontroversen inhaltlich abzudecken und somit zu einer Vertiefung der Materie beizusteuern. Ferner bieten die Fußnoten Vertiefungshinweise auf einschlägige Literatur.
In der Neuauflage findet sich die aktuelle Rechtsprechung, Literatur und Gesetzgebung wieder, welche in die Fälle eingearbeitet wurde. Als Beispiel ist Fall 27 anzuführen, der den kaufrechtlichen Klassiker „Parkettstäbe“ zum Gegenstand hat und im Rahmen der Vorüberlegungen zur Lösung die seit dem 1.1.2018 geltenden Regelungen des kaufrechtlichen Mängelgewährleistungsrechts im Zusammenhang mit der Verbrauchsgüterkaufrichtlinie beleuchtet.
Weiterhin wird auf die Reform des Bauvertragsrechts und entsprechende aktuelle Beiträge von Nietsch/Osmanovicin der NJW 2018, 1 und Ulber in der JuS 2016, 584 ff. hingewiesen (vgl. Fußnoten Fall 27).
Basiert ein Fall auf einem Urteil, wird dieses zur Fallüberschrift mitzitiert, sodass sich die Studierenden die Originalentscheidung mit deren Wortlaut eigenständig zu Gemüte führen können (vgl. Fall 7).
Alles in allem ist dieses Fallbuch jedem Studierenden, der sich mit dem Schuldrecht auseinandersetzen möchte und bereits Erlerntes anwenden und vertiefen möchte, zu empfehlen. Es stellt eine gute Ergänzung zu einem Lehrbuch und den Vorlesungen dar und schult das juristische Arbeiten. Auch Studierenden fortgeschrittenen Semesters ist der Klausurenband als Wiederholung der zwingend sicher zu beherrschenden Materie ans Herz zu legen.
Persönlich würde ich es begrüßen, wenn der Sachverhalt und die Lösungsskizze nicht auf einer Doppelseite einsehbar sind, um keine Lösungsansätze vorweg zu nehmen. Ferner wäre der ein oder andere weitere Hinweis auf aktuelle didaktische Zeitschriftenbeiträge in den Fußnoten wünschenswert.