Quantcast
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2719

Rezension: ZPO – Zivilprozessordnung

Thomas / Putzo, ZPO – Zivilprozessordnung, 40. Auflage 2019

Von RAG Dr. Alexander Schäfer, Landstuhl



Wenn es einen Kommentar gibt, mit dem zu arbeiten jedem Juristen geläufig ist, dann ist es der Thomas/Putzo zum Zivilprozessrecht. Das handliche orangene Stück Wissen hat sicher dem ein oder anderen durch kniffelige Examenssituationen geholfen. Seit vielen Jahren gehört der ZPO-Kommentar zur Grundausstattung für diejenigen, die sich dem Assessorexamen zu stellen haben. Dass die Justizprüfungsämter gerade diesen Kommentar vorsehen, lässt sich sachlich gut begründen. Nicht nur bleibt er mit 65 Euro preislich in einem gewissen Rahmen. Er bietet auch in einem gerade noch handlichen Format das nötige Wissen, um durch das Zivilprozessrecht und seine inzwischen unabdingbaren Nebengesetze und -gebiete zu navigieren. Die Kommentierung der einzelnen Paragraphen ermöglicht einen Einstieg in die Materie bzw. manchmal einfach die Versicherung die Dinge richtig in Erinnerung behalten zu haben. Aufgrund der Länge der Abschnitte ist ein Inhaltsverzeichnis für jeden Paragraphen entbehrlich. Schnelle Hilfe ist in gewohnter Weise über das Sachverzeichnis zu erhalten, dass zu den meisten denkbaren Schlagwörtern, die passende Fundstelle liefert.

Gerade auch deshalb ist der Thomas/Putzo für den Praktiker von Nutzen. Für das ein oder andere Spezialproblem mag ein mehrbändiger ZPO-Kommentar erforderlich sein. Für ein flüssiges Arbeiten mit im Grunde bekannten Materien eignet sich er sich aber ganz hervorragend. So kann man aufkommende „second thoughts“ schnell beseitigen, oder aber, wenn nötig, Hinweise darauf erhalten, dass es sich lohnt, tiefer zu graben. Besonders hilfreich sind hier auch die Kommentierungen zum GVG und zum FamFG sowie zum europäischen Zivilprozessrecht, das zwar mittlerweile zu den „im Grunde bekannten Materien“ gehören muss, vielfach aber nicht so sicher beherrscht wird, wie das Kerngebiet ZPO. Dass die Bedeutung dieses Rechtsgebiets stark gestiegen ist, zeigt nicht zuletzt ein Vergleich, den der Rezensent mit seinem Examens-Thomas/Putzo angestellt hat, der 28. Auflage von 2007. Zwar wähnte man sich bereits damals in einem europäisierten Zivilverfahrensrecht. Der Thomas/Putzo kam damals aber mit etwa 200 Seiten über die Runden, um dem Anwender diese Gebiete zu erläutern. Heute – zum „runden Geburtstag“ der 40. Auflage – bedarf es trotz der Prämisse der Handlichkeit hierfür des doppelten Raumes. Nicht zuletzt die EU-Harmonierungsbemühungen im Familienrecht haben hierzu beigetragen.

Was bietet die 40. Auflage für den regelmäßigen Nutzer nun an Neuem? Hier ist zunächst die Einführung der Musterfeststellungsklage zu nennen, einem Novum für das Zivilprozessrecht, dessen Relevanz aber aufgrund des Vorgehens von Kunden gegen den Volkswagenkonzern sich sogleich erwiesen hat. Aber auch im Familienverfahrensrecht hat sich wieder einiges getan. So hatte z.B. die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe auch verfahrensrechtliche Folgen. Im Bereich des Gerichtsverfassungsrechts feierte das BayObLG Wiederauferstehung (§ 7 EGZPO, § 8 EGGVG).

Am Ende bleibt anzumerken, dass dem Thomas/Putzo in dieser Form weiter viele erfolgreiche Jahre im Rahmen der juristischen Ausbildung beschert sein werden. Und auch, wer darüber hinaus ein Exemplar in seinem Regal stehen hat, wird darauf weiter gerne zurückgreifen.



Viewing all articles
Browse latest Browse all 2719