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Rezension: Erbrecht

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Brox / Walker, Erbrecht, 28. Auflage, Vahlen 2018

Von ref. iur. Kim-Naike Sander, Kaiserslautern


Wolf-Dietrich Walker führt das von Hans Brox begründete Werk seit jetzt sieben Auflagen fort. Es handelt sich um 513 Seiten, die bewusst an Lernende im Fach Erbrecht gerichtet sind. Das Werk deckt hierbei ein breites Spektrum an Themen ab: Es beginnt mit den Grundbegriffen, umfasst Standardmaterie wie etwa die gesetzliche Erbfolge, das Pflichtteilsrecht, Verfügungen von Todes wegen und Zuwendungen auf den Todesfall durch Rechtsgeschäfte unter Lebenden und endet in den praktisch sehr relevanten, aber für den Studierenden selten auftretenden Fällen der Nachlassinsolvenz, dem Erbschaftssteuerrecht und dem internationalen Erbrecht. Auf den ersten Blick mag diese weite Fächerung an Themen übertrieben wirken. Doch der Autor wählte sie, wie man beim Lesen stets merkt, durchaus bewusst. Gerade wenn es um die Möglichkeiten und Grenzen der Verfügungen von Todes wegen geht, spielen oftmals erbsteuerrechtliche Erwägungen eine entscheidende Rolle für die endgültige Gestaltung. Ebenso erschließt sich die Erbenhaftung erst vollständig, wenn man die Vor- und Nachteile der Haftungsbeschränkungen durch Nachlassverwaltung und Nachlassinsolvenz nachvollzieht. Das Buch enthält dementsprechend viele Querverweise, die die Komplexität der Materie bezeugen. Es empfiehlt sich also, bei der Lektüre auch die „Randgebiete“ jedenfalls zur Kenntnis zu nehmen, um dadurch das Hintergrundverständnis zu vertiefen.

Der Autor bemüht sich außerdem um eine didaktische Aufbereitung des Stoffes. Jedes Kapitel beginnt mit kurzen Beispielsfällen, auf die im Text zurückgegriffen wird. Teilweise werden diese ausführlich und vom Text separiert gelöst, teilweise wird im Lehrtext an der spezifischen Stelle auch nur auf „Fall a“ verwiesen und so kenntlich gemacht, dass diese Passage die Lösung beinhaltet. In den Kapiteln selbst wird in ausreichendem Maße mit Schaubildern gearbeitet, was gerade in den Abschnitten über die gesetzliche Erbfolge sehr hilfreich ist.

Die Kapitel enden stets mit einer kurzen Zusammenfassung, die oftmals in Form einer Übersicht in Stichpunkten dargestellt ist. Dies erleichtert gerade die spätere Wiederholung und Auffrischung. Teilweise können diese Übersichten auch als Prüfungsschemata verwendet werden.

Gleichzeitig legt der Autor stets Wert auf eine kritische Auseinandersetzung mit der herrschenden Lehre und der Rechtsprechung. Dies ist durchaus zu begrüßen und erleichtert das Verständnis des Problems, da der Autor sehr ausführlich argumentiert und hierbei stets die Grundprinzipien und Leitgedanken des Erbrechts im Blick hat. Stellenweise wird im Gegenzug dafür auf die Darstellung der Argumente der gängigen Meinungen verzichtet. Diese können jedoch im Selbststudium auf Basis der Nachweise in den Fußnoten nachvollzogen werden, sollte Bedarf bestehen.

Im Ergebnis ist das Buch genau auf seine Zielgruppe ausgerichtet. Der Lernende und selbst der Neuling auf dem Gebiet des Erbrechts finden mit diesem Werk einen guten Helfer, der den Weg zur Falllösung ebnet und das Verständnis für das Fach schärft.



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