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Rezension: Klausurtipps für das Assessorexamen

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Wimmer, Klausurtipps für das Assessorexamen, 5. Auflage, C.H. Beck 2018

Von Dipl. Jur. Sonja Hagenhoff, Hannover

  
Der Autor Andreas Wimmer wendet sich mit seinem Buch „Klausurtipps für das Assessorexamen“ an Rechtsreferendare, die sich auf das Assessorexamen vorbereiten. Dabei möchte er keine examensrelevante Stoffgebiete erläutern. Das Buch möchte vielmehr Antworten auf folgende Fragen geben:
  1. Was muss ich allgemein bei der Examensvorbereitung und speziell bei der körperlichen und psychischen Vorbereitung auf die Klausuren beachten?
  2. Mit welcher Technik kann ich den Sachverhalt einer Klausuraufgabe am besten erfassen? Wie gehe ich bei der Zeiteinteilung vor? Was muss ich bei der Niederschrift der Klausurlösung beachten?
  3. Welches „Handwerkszeug brauche ich für die Klausurlösung (Checklisten, Schemata, Formalia usw.)
  4. Was muss ich bei der mündlichen Prüfung besonders beachten?

Außerdem enthält das Buch zwei Übungsklausuren zum Ausprobieren der Ratschläge aus den vorhergehenden Teilen.

Das Buch geht auf insgesamt 168 Seiten auf die aufgeworfenen Fragen ein, wobei jede Frage einen Teil des Buches darstellt. Die Teile selber sind nochmals in unterschiedlicher Intensität gegliedert. Ein Schwerpunkt des Buches stellt mit 85 Seiten der 3. Teil „Klausurtipps“ dar. Dieser Teil gliedert sich aber noch einmal in 6 Abschnitte (Zivilrecht, Freiwillige Gerichtsbarkeit, Arbeitsrecht, Strafrecht, Öffentliches Recht und Steuerrecht). Die Abschnitte selber orientieren sich an dem Aufbau einer Klausur aus dem jeweiligen Rechtsgebiet. Danach beginnt zum Beispiel das allgemeine Zivilrecht mit der Sachverhaltserfassung (I), Technik und Vorgehensweise (II), Rubrum (III), Tenor (IV), Tatbestand (V) und den Entscheidungsgründen im allgemeinen (VI), bevor der Autor in seinem Besonderheiten in verschiedenen Klausurkonstellationen aufzeigt.

Der Autor möchte mit seinem Buch keine examensrelevanten Stoffgebiete erläutern. Dies ist im 3. Teil sehr deutlich erkennbar. In dem jeweiligen Abschnitten, zum Beispiel dem Tenor, hat der Autor nur stichwortartig die wichtigsten Punkte, an die man in einer Klausur denken muss, aufgeschrieben. Dies soll dem Rechtsreferendar in seiner Vorbereitung ein Handwerkszeug, unter anderem bestehend aus Checklisten, Formalia, Aufbautipps u.Ä. geben, um sich die Punkte immer wieder ins Gedächtnis rufen zu können und sie ständig zu wiederholen.

Neben dem 3. Teil legt der Autor einen weiteren Schwerpunkt auf den 2. Teil. In diesem stellt er seine Regeln für die erfolgreiche Klausurerarbeitung dar. Jede Regel erläutert der Autor ausführlich, indem er die Vor- und Nachteile der Regel darstellt. An einigen Stellen gibt er auch Hinweise auf andere Methoden und wiegt diese mit seiner Methode ab, um auch hier die jeweiligen Vor- und Nachteile gegenüberzustellen. Gerade anhand der aufgezeigten Vor- und Nachteile kann der Leser selber entscheiden, ob die jeweilige Regel auch zu seiner Arbeitsweise passt und welche Regeln der Leser für seine Examensvorbereitung vielleicht nicht übernehmen möchte. Der Autor verweist in dem restlichen Buch zwar immer wieder auf die Regeln, die er im 2. Teil vorgestellt hat, jedoch kann mit dem Buch auch gearbeitet werden, wenn man die Regeln nicht übernimmt.

Der Autor orientiert sich bei seinen Tipps an den Anforderungen im Assessorexamen im Freistaat Bayern. Daher sind die enthaltenen Tipps nicht immer auf die anderen Bundesländer direkt zu übertragen. Jedoch können Angaben zu Hilfsmitteln, die in einem anderen Bundesland nicht zugelassen sind einfach überlesen oder durchgestrichen werden. Einzig im Besonderen Verwaltungsrecht sind die Hinweise für Kandidaten aus anderen Bundesländern nicht verwendbar, wenn die Landesnormen im Vordergrund stehen. Beginnt man bei der Bearbeitung des Buches aber nicht mit dem Öffentlichen Recht, kann man bis dahin die Struktur der Tipps soweit erfassen, dass man sich eigene Checklisten etc. erarbeiten kann.

Die 5. Auflage ist acht Jahre nach der vierten Auflage erschienen. Aufgrund zahlreicher Gesetzesänderungen und Änderungen in der Rechtsprechung wurden unter anderem verschiedene StGB- und StPO-Reformen, wie die Reform der Vermögensabschöpfung, die Wasserrechtsreform und die Änderungen im Steuerrecht in die 5. Auflage integriert.

Insgesamt handelt es sich um ein hilfreiches Buch, welches die Wiederholung in der Examensvorbereitung bereichern kann. Bei dem Buch handelt es sich aber um eine Lektüre, die nicht erst kurz vor dem Assessorexamen bearbeitet werden sollte. Vielmehr handelt es sich um ein Hilfsmittel, mit dem während der gesamten Examensvorbereitung gearbeitet werden sollte. Erst die Einübung der Klausurtipps über einen längeren Zeitraum lässt die Übernahme der Vorschläge für sinnvoll erscheinen.



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