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Rezension: Klausurtraining

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Boeckh / Gietl / Längsfeld / Raab-Gaudin / Rappert, Klausurtraining – Die Assessor-Klausur im Zivilrecht 2. Auflage, Nomos 2018

Von Dipl-Jur. Jannina Schäffer, Stuttgart


Das Buch „Klausurtraining“ soll nach Angaben der Autoren speziell auf die Bedürfnisse von Rechtsreferendaren abgestimmt sein. Hierbei werden die wesentlichen und unentbehrlichen Bausteine für die optimale Examensvorbereitung im Zivilrecht dargestellt. Das Buch liefert einen Querschnitt der gängigen Klausurtypen im zweiten Examen. In der zweiten Auflage wurden alle Klausurfälle durchgesehen und überarbeitet. Das Buch befindet sich auf dem Stand vom November 2017 und enthält alle bis dahin relevanten Rechtsprechungsänderungen.

Das Werk „Klausurtraining – Die Assessor-Klausur im Zivilrecht“ erschien 2018 in der 2. Auflage beim Nomos Verlag. Es gehört zu der Reihe „NomosReferendariat“. Für das Buch haben sich eine Vielzahl bekannter Juristen zusammengetan und die Themen gemeinsam erarbeitet. Frau Raab-Gaudin ist Vizepräsidentin am Landgericht Passau, Dr. Boeckh und Dr. Rappert sind jeweils Vorsitzende Richter am Landgericht. Alle drei haben jahrelang Arbeitsgemeinschaften für Rechtsreferendare geleitet und prüfen auch selbst im zweiten Staatsexamen. Ergänzt wird das Team durch Richter am Amtsgericht Dr. Gietl und Herrn Rechtsanwalt Dr. Längsfeld.

Das Werk umfasst ca. 350 Seiten und enthält 13 Übungsklausuren für das zweite Examen. Am Anfang jedes Examensfalls bekommt der Leser einen Sachverhalt (meist einen Aktenauszug) abgedruckt. Im Anschluss daran folgt ein ausführlicher, ausformulierter Lösungsvorschlag. Der Text der Lösung enthält am Rand außerdem Kommentierungen zum Aufbau des Gutachtens, der Klage oder des Urteils, die das Dargestellte verständlich erläutern.

In Klausur eins wird vom Leser gefordert, ein vollständiges Urteil mit Tatbestand und Nebenentscheidungen zu fertigen. Inhaltlich geht es unter anderem um Zwangsvollstreckungsrecht und eine Grundschuld. In der zweiten Klausur soll ein Endurteil des Landgerichts ohne Tatbestand und Nebenentscheidungen ausformuliert werden. Dabei sind unter anderem ein Herausgabeanspruch und eine Widerklage zu prüfen. In der dritten Klausur muss eine Berufungseinlegung und Berufungsbegründung geschrieben werden. In Klausur Nummer fünf dreht sich alles um eine Klageerwiderung und eine Drittwiderklage. Klausur sechs handelt von einer Drittwiderspruchs-klage. Es ist dabei ein erstinstanzliches Urteil zu fertigen. In Klausur sieben muss der Referendar eine Klageschrift für eine Vollstreckungsgegenklage vorlegen. Bei Klausur acht ist das Gutachten eines Notars zu einer Vertragsgestaltung zu fertigen. Während Klausur neun eine Kautelarklausur zur Gestaltung einer Solidargemeinschaft darstellt, handelt Klausur zehn von der negativen Feststellungsklage eines Testamentsvollstreckers inklusive Streitverkündung. Es ist eine vollständige Klageschrift zu fertigen. In Klausur elf dreht sich alles um den Allgemeinen Rechtsschutz mit Bezug zum Allgemeinen Persönlichkeitsrecht. Klausur zwölf handelt schließlich eine Klageerwiderung mit Verweisungsantrag ab. In der dreizehnten und letzten Klausur muss eine vollständige Antragsschrift zum Familiengericht gefertigt werden. Es geht außerdem um einen Vaterschaftsfeststellungsantrag. 

Das Buch umfasst über 300 Seiten und beinhaltet dreizehn Klausurfälle mit Aktenauszug und Lösungsvorschlag. Die Seiten sind immer in zwei Spalten aufgeteilt. Auf der linken Seite steht der Sachverhalt bzw. die Lösung  und auf der rechten Seite stehen Anmerkungen der Autoren, die den Fall bzw. dessen Lösung erklären. Das Buch hat das Standard A5 Format und durch die Aufteilung in zwei Spalten ist die Schrift leider etwas klein geraten. Insgesamt sind auch die Aktenauszüge nicht sonderlich übersichtlich dargestellt, was ebenfalls dem kleinen Format geschuldet ist. Eventuell wäre es übersichtlicher gewesen, das Werk in einem A4 Format herauszubringen, damit eine Seite in der Akte auch wirklich ein A4 Blatt darstellt und damit am Rand noch mehr Platz für die Anmerkungen der Autoren ist.

Inhaltlich umfasst das Werk alle wichtigen Klausurentypen, die einem als Referendar im zweiten Examen begegnen können. Die Darstellung der Lösungsvorschläge ist sehr gut gelungen. Es wird nicht nur eine materiell-rechtliche Lösung im Fließtext geboten, sondern die Lösung ist genauso abgedruckt wie sie im Examen auch abgefasst werden müsste. Vor allem bei den Urteilen und den Klageschriften ist dies sehr hilfreich, damit man z.B. auch sehen kann wie der Briefkopf oder das Rubrum formatiert sein müssen. Ebenfalls sehr hilfreich sind die Anmerkungen der Autoren am Rand. So ist nicht nur stumpf die Lösung abgedruckt, sondern der Leser kann auch nachvollziehen, wieso an einer Stelle der abgedruckte Aufbau gewählt wurde oder warum die Überschrift nicht nur „Urteil“, sondern beispielsweise „Zwischenurteil“ oder „Schlussurteil“ lautet.

Die Autoren schaffen es tatsächlich, auf etwas über 300 Seiten alle Klausurtypen vorzustellen und abzuarbeiten. Sie bemühen sich auch, prozessuale Standardfälle einzuarbeiten und aus jedem Rechtsgebiet zumindest Etwas abzufragen. Dass das Buch nicht alle Problemfelder vollumfänglich behandeln kann, ist klar. Das Buch „Klausurentraining“ schafft es jedenfalls, dem Leser ein gutes Gespür dafür zu geben, was im zweiten Examen gefordert wird. Einen regelmäßigen Klausurenkurs kann das Werk natürlich nicht ersetzen. Es eignet sich aber wunderbar zum Selbststudium und hält Fälle mit Musterlösungen für die Besprechung in einer Arbeitsgemeinschaft bereit.


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