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Rezension: Wörterbuch Recht

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Linhart, Wörterbuch Recht, 2. Auflage, C.H. Beck 2017

Von cand. iur. Maren Wöbbeking, Göttingen



Sprachkenntnisse in Englisch sowie dabei insbesondere die Verwendung juristischer Fachtermini werden – wie wohl allgemein bekannt – heutzutage auch von einem deutschen Juristen als weitestgehend unumgänglich vorausgesetzt. Genau hier setzt auch die zweite Auflage des ´Wörterbuchs Recht` von Karin Linhart an, welches sich an Studenten mit fachsprachlichem Bezug sowie Praktiker im deutschsprachigen Raum, aber auch an ausländische Studenten an deutschsprachigen Universitäten wendet.

Das Werk bietet auf circa 390 Seiten umfängliche Übersetzungen vom Englischen ins Deutsche und vice versa. Eine Frage, die man sich dennoch vor dem Kauf eines solchen Wörterbuchs (welches mit 35 € einen recht stolzen Preis hat) durchaus stellen kann, ist jene nach seiner Notwendigkeit in der digitalen Welt. So besteht ein mannigfaltiges Angebot an kostenfreien Online-Übersetzern, die in der Regel sogar ausdrückliche Hinweise geben, wenn es sich bei dem gesuchten Begriff um einen juristischen handelt. Wenngleich diese Hinweise sich zwar durchaus als hilfreiche Abgrenzung zu umgangssprachlichen Begriffen darstellen, können die momentan existierenden Online-Übersetzer mit dem hier vorgestellten Werk dennoch aus verschiedenen anderen Gründen nicht mithalten: Zum einen erhält der Leser die juristischen Begriffe komprimiert in einem Werk und zum anderen bietet Linharts ´Wörterbuch Recht` mehr als nur eine Übersetzungshilfe.

Wie die Autorin im Vorwort bereits angibt, ist ihr Werk vielmehr aus juristischer als aus Übersetzerperspektive geschrieben. Dementsprechend findet der Leser neben der reinen Übersetzung für ausgesuchte Begriffe wie beispielsweise „equity“, „hostile witness“ oder „Störer/in“, für die es meist kein Äquivalent in der anderen Sprache gibt, in grau unterlegten Kästchen noch inhaltliche Erläuterungen in der jeweilig eigenen Sprache. Überdies enthält der Anhang sowohl eine Mustervorlage für einen Lebenslauf als auch für ein Anschreiben für die Bewerbung um ein Praktikum – allerdings mit Begrenzung auf den US-Amerikanischen Raum.

Lobenswert ist zudem die Auswahl der Übersetzungsbegriffe selbst, denn es werden auch juristische Randgebiete erfasst und zum Teil erfolgt die Übersetzung sogar unter Nennung der einschlägigen Paragraphen oder unter Hinweis auf veraltete Versionen. Neben juristischen Begriffen werden zudem auch bestimmte Abkürzungen dargestellt, wie beispielsweise „ABA“ für „American Bar Association“. Viel genutzte Standardbegriffe wie „Prozess“, „Pflicht“ oder „damages“ werden überdies mit einer Fülle an Beispielsnutzungen und Synonymen präsentiert. Schade ist hier lediglich, dass bei mehreren Synonymen (z.B. bei alleine sieben englischen Synonymen für den Begriff „Bürgschaft“) offenbleibt, wann welches Synonym am ehestens, beziehungsweise die korrekte Verwendung findet. Gerade dies ist für einen Fremdsprachler meist schwer nachvollziehbar.

Linharts Wörterbuch Recht ist aber dennoch und gerade aufgrund der über ein klassisches Wörterbuch hinausgehenden, sorgfältig ausgewählten Informationen ein wirklich gelungenes Werk. Es stellt eine nahezu optimale Übersetzungshilfe zur juristischen Arbeit in Englisch dar und ist daher vollumfänglich zu empfehlen. 

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