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Rezension: Fälle zum Sozialrecht

Grühn (Hrsg.), Fälle zum Sozialrecht, 1. Auflage, utb 2017

Von Rechtsanwältin und Fachanwältin für Sozialrecht Marianne Schörnig, Düsseldorf



Der Titel gibt den Inhalt zutreffend wieder: Anhand von 12 Fällen aus dem Sozialrecht soll hier der klassische juristische Gutachtenstil Studenten der Sozialen Arbeit erläutert werden. Ausgewählt dazu wurden einerseits typische sozialversicherungsrechtliche Felder wie Pflegeversicherung oder Unfallversicherung, andererseits auch sozialrechtliche Gebiete, die nach dem Studium häufig die Arbeitsfelder von Sozialarbeitern / - pädagogen darstellen: Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende, Sozialhilfe.

Die juristische Arbeitsweise wird sehr sauber dargestellt: Sachverhaltsschilderung / Lösungsskizze (Aufbau), gutachtliche Prüfung. Die gutachtliche Prüfung wird ergänzt durch umfangreiche Fußnoten, in denen Hintergründe eines Paragraphen, Sinn und Zweck der Regelung oder Rechtsprechung geschildert wird.

Bei einer Fallsammlung, die nur 127 Seiten umfasst, ist man mit der Rezension naturgemäß schnell „durch“, daher kann ich nach dieser kurzen Inhaltsangabe jetzt schon das Fazit ziehen, das durchweg positiv ist. Mit einer Einschränkung: Das Buch richtet sich an die falsche Zielgruppe.

Das Buch wurde in erster Linie für Studenten der Sozialen Arbeit / - pädagogik geschrieben. Ihnen werden bis dato unbekannte Themenfelder des Sozialrechts vermittelt. Gleichzeitig sollen sie den Gutachtenstil erlernen und vertiefen. Darüber hinaus müssen sie die Arbeit mit Gesetzestexten einüben. Das dürfte alles auf einmal zu viel sein.

Sozialrecht ist nach wie vor ein völlig zu Unrecht missachteter Studienzweig der Rechtswissenschaften. Jurastudenten wird wirklich alles zum Eigentümer – Besitzer – Verhältnis, zum Zustandsstörer oder zum rechtfertigenden Notstand beigebracht, aber was eine Anwartschaftszeit ist oder versicherungswidriges Verhalten, weiß kaum einer. Und wenn, dann höchstens aus einem, maximal zwei Rechtsgebieten. Nicht in der Fülle der Gebiete, wie sie hier präsentiert werden. Daher ist dieses Buch der perfekte Studienbegleiter für Jurastudenten, die sich doch mit dem „hässlichen Entlein“ Sozialrecht befassen.

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