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Rezension: Die mündliche Zivilrechtsprüfung im Assessorexamen

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Hagenkötter / Pragst, Die mündliche Zivilrechtsprüfung im Assessorexamen, 1. Auflage, C.F. Müller 2017

Von Ref. iur. Marie-Beatrice Dewitz, Achim

  
Das Werk „Die mündliche Zivilrechtsprüfung im Assessorexamen“ richtet sich an Rechtsreferendare, die sich effektiv auf die bevorstehende mündliche Examensprüfung im Zivilrecht vorbereiten wollen. Dazu vermittelt das 104 Seiten umfassende Buch einen Eindruck von typischen Gesprächssituationen in der mündlichen Prüfung. Die Autoren Julia Hagenkötter und Robert Pragstsind Richter in Berlin. Pragst ist darüber hinaus als Referendararbeitsgemeinschaftsleiter tätig und verfügt über langjährige Erfahrung als Prüfer in der mündlichen Zivilrechtsprüfung im Zweiten Staatsexamen. Hagenkötter schloss das Zweite Staatsexamen als Beste ihrer Prüfungskampagne der Länder Berlin und Brandenburg ab.

Der optimale Zeitpunkt zum Durcharbeiten des Werkes ist – aus Sicht der Autoren – die direkte Vorbereitung auf die schriftliche oder mündliche Prüfung, da der Leser sich zu diesem Zeitpunkt auf seinem „Wissenshöhepunkt“ befindet. Das Buch soll nicht primär Wissen vermitteln, sondern die mündliche Prüfung möglichst realitätsnah simulieren.

Die Autoren empfehlen dafür zwei Arten das Werk durchzuarbeiten. In Lerngruppen können die Gespräche simuliert werden, wobei die Rolle des Prüfers und des Kandidaten innerhalb der Gruppe wechselt. Allein Lernenden wird nahegelegt die Antworten zunächst zu verdecken, um effektiver mit dem Werk zu arbeiten.

Das Buch enthält zwölf Prüfungsgespräche aus dem Bereich des Zivilrechts, die eine Gesprächssituation zwischen Prüfer und Kandidaten simulieren. Es handelt sich dabei sowohl um Aufgabenstellungen aus Anwaltssicht, als auch aus Sicht eines Richters. Die einzelnen Gespräche beginnen jeweils mit einem kurzen Einstiegsfall und setzen sich dann im Frage-Antwort-Stil fort. Den Gesprächen ist eine Übersicht mit den materiell- und prozessrechtlichen Themen vorangestellt. Am Ende eines jedes Gespräches werden Vertiefungshinweise gegeben.

Die Gespräche sollen einen Eindruck von typischen Prüfungssituationen vermitteln, die Autoren weisen aber darauf hin, dass die Prüfungsgespräche im Einzelfall ganz unterschiedlich verlaufen können. Es fällt positiv auf, dass sie deutlich machen, dass die Prüfer in der mündlichen Prüfung Hilfestellungen geben und nicht den „Feind“ darstellen. Die Prüfungsgespräche wirken realitätsnah, der fiktive Prüfling macht auch „Fehler“, die er mit Hilfestellung des Prüfers korrigieren kann, sodass auch eine solche Situation simuliert wird.

Bereits im Ersten Examen machen nicht wenige Rechtskandidaten die Erfahrung, dass die mündliche Prüfung eine große Unbekannte darstellt. Trotz gewissenhafter Vorbereitung ist man deshalb oft verunsichert, erkennt Hilfestellungen der Prüfer nicht und kann sie nicht annehmen. Hagenkötter und Pragst setzen für das Zweite Examen genau an dieser Stelle an und verdeutlichen anhand der simulierten Prüfungsgespräche, wie eine mündliche Prüfung verlaufen kann – und in den meisten Fällen wohl auch wird.

Das Werk ist sicherlich keine Garantie für eine erfolgreiche mündliche Zivilrechtsprüfung, denn dafür ist das Prüfungsgespräch viel zu sehr von den persönlichen Vorlieben der Prüfer abhängig. Wenn man das Buch jedoch gewissenhaft und wie von den Autoren empfohlen durcharbeitet, bietet es die Möglichkeit zwölf mündliche Prüfungen im Zivilrecht zu erleben, bevor es zu der „echten“ kommt.

Für Rechtsreferendare, die sich effektiv auf die bevorstehende mündliche Examensprüfung im Zivilrecht vorbereiten wollen, ist das Werk guten Gewissens zu empfehlen.

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