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Rezension: Eheverträge und Scheidungsfolgenvereinbarungen

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Herr, Das familienrechtliche Mandat – Eheverträge und Scheidungsfolgenvereinbarungen, 1. Auflage, Anwaltverlag 2016

Von RA Tim H. Walter, Unna




In einem bevorstehenden Scheidungsverfahren sind mitunter zahlreiche komplexe und eng miteinander verzahnte Teilbereiche zu klären. Insbesondere bei Vorhandensein größerer Vermögensgüter lässt sich kaum ein Bereich regeln, ohne mittelbar oder unmittelbar Auswirkungen auf  ein anderes Regelungsmodul zu haben. Daher ist es nicht selten der Fall, dass Fragestellungen die isoliert regelbar gewesen wären, erst geklärt werden können, wenn ein anderer Bereich ebenfalls in „trockenen Tüchern ist.“ Dies führt mitunter dazu, dass das gesamte Verfahren massiv in die Länge gezogen wird und für Unverständnis und Frustration beim Mandanten sorgt. Somit ist es oftmals Eheverträgen zu verdanken, dass frühzeitig eine ganzheitliche Lösung gefunden und ein schnelles und gerechtes Ergebnis für beide Beteiligten erzielt werden kann.

Und obwohl § 1361 Abs. 1 BGB den Ehevertrag eigentlich zum gesetzlichen Leitbild erklärt „Die Ehegatten leben im Güterstand der Zugewinngemeinschaft, wenn sie nicht durch Ehevertrag etwas anderes vereinbaren“, zeigt die Erfahrung, dass in der Bevölkerung noch große Berührungsängste bestehen. Häufig unterliegt der Ehevertrag dort dem Vorurteil des „Abzockpapiers“. Doch schon allein die gewandelte Realität in Punkto Arbeitsverteilung zeigt, dass dies schon gedanklich eine überkommende Sichtweise ist. Grund genug sich also vertieft mit der Materie zu beschäftigen und entsprechende Literatur zu konsultieren, um den oder die Mandantin optimal und effizient zu beraten.

Thomas Herrs Werk „Eheverträge und Scheidungsfolgenvereinbarungen“ bietet auf knapp 300 Seiten alles an, was man aktuell als Familienrechtler zu den gängigen Problemkreisen wissen muss. Dabei lässt sich das Werk grob in einen allgemeinen Teil, in welchem die von der Rechtsprechung aufgestellten Grundsätze und Kollisionsnormen beschrieben werden und einen besonderen Teil, der sich mit den einzelnen möglichen Regelungsmöglichkeiten und ihrer Wirksamkeit befasst, unterteilen.

Zwar handelt es sich bei dem Werk um kein Formularbuch, jedoch finden sich über das ganze Werk verteilt, zahlreiche Beispiele und Muster, die sich praktischerweise als Mustertext von einer angegebenen und mit einem Zugangscode versehenen Webadresse herunterladen und bei Bedarf einsetzen lassen. Allein Besonderen Teil finden sich 68 Vertragsmusterklauseln die sofort in die Vertragstexte eingepflegt werden können.

Und daher ist das Buch ein Werkzeug was in der täglichen Arbeit als Hilfsmittel immer wieder griffbereit im Regal stehen sollte. Der Verfasser hat dank diesem Buch seine Formularsammlung auf den aktuellsten Stand der Rechtssprechung gebracht. So hat konnte bereits in einer Angelegenheit das an das Urteil des OLG Bremen (NJW 2016, 83) angepasste Muster hinsichtlich der Schwiegerelternschenkung zum Einsatz gebracht werden und auch ansonsten bietet sich die regelmäßige Kontrolle der eigenen Formulare anhand des Werkes an, insbesondere wenn man sich die im Buch aufgezeigten haftungsrechtlichen Risiken zu Gemüte geführt hat.

Gerade diese Rechtsprechungsakzentuierung ist besonders hilfreich und macht das Buch zu einem zuverlässigen Begleiter für den Fachanwalt im Familienrecht um haftungsrechtliche Risiken zu umgehen und den Mandanten optimal und wenn möglich auch vorausschauend zu beraten. 

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