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Rezension: Hausarbeit im Strafrecht

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Bode / Niehaus(Hrsg.), Hausarbeit im Strafrecht, 1. Auflage, C.F. Müller 2016

Von Johann v. Pachelbel, Göttingen



Mit dem Buch „Hausarbeit im Strafrecht“ legen Dr. Thomas Bode und Dr. Holger Niehausein hilfreiches Studienbuch für Studenten vor, die die Strafrechtshausarbeit im kleinen oder großen Schein schreiben. Auf knapp 300 Seiten enthält es 8 voll ausformulierte Hausarbeiten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Eingerahmt werden die Hausarbeiten von Arbeitsanleitungen und Hinweisen zur Methodik, Formalien und generell der Herangehensweise an eine Hausarbeit im Strafrecht.

Gerade die erste Hausarbeit nach dem ersten Semester (die ja oft im Strafrecht gestellt wird) stellt junge Studenten oft vor große, schier unüberwindbar erscheinende Herausforderungen. Es gilt, unglaublich viele Standards zu beachten: die Formalien des Aufbaus, die Anforderungen an die wissenschaftliche Arbeitsweise, die Literaturauswahl und so weiter. Über dieses Bündel von Anforderungen, das den Studenten im ersten Semester zunächst einmal heillos verwirrt, gibt der 1. Teil des vorliegenden Buches eine gründliche Einführung. Anstatt mit akademischer Überheblichkeit das Verständnis für gewisse Grundlagen, wie zum Beispiel die Benennung der Gliederungsebenen, vorauszusetzen, wird dem Leser jeder einzelne, dem fortgeschrittenen Studenten noch so selbstverständliche Aspekt einer Hausarbeit im Allgemeinen nahegebracht. Beispielsweise führt das vorliegende Buch auf mehreren Seiten durch die Vielfalt an Publikationsarten in der Wissenschaft, stellt die jeweiligen Besonderheiten heraus und schlägt geeignete Zitierweisen vor, die in übersichtlichen grauen Kästchen mit Beispielen unterfüttert werden.

Jedoch ist ein grundlegendes Verständnis für den Aufbau und die Struktur einer Hausarbeit nur die halbe Miete. Die allermeisten Studenten schreiben ihre Hausarbeit auf dem Laptop mit dem Programm „Microsoft Word“. Dementsprechend muss bei der ersten Hausarbeit im Studium überhaupt erst einmal die etwas „professionellere“ Bedienung mit dem Programm gelernt werden, was zuweilen zu frustrierenden Momenten führen kann. Der Leser findet auch hier Hilfe – die Schilderung der Formalien verweist auf Fußnoten, in welchen konkrete Arbeitsanweisungen für „Microsoft Word“ zu finden sind, die gewisse Arbeitsschritte Befehl für Befehl und Klick für Klick erklären.

Den Großteil des Buches füllen dann 8 ausformulierte Musterhausarbeiten, 2 Anfänger- und 6 Fortgeschrittenenarbeiten. Alle Hausarbeiten sind „real“, wurden also schon einmal als solche an einer Universität als Hausarbeit gestellt. Dabei wurde eine Darstellung gewählt, die einer Hausarbeit entspricht, die mit „Microsoft Word“ verfasst wurde. Der Student erkennt also seine eigene Hausarbeit in der Musterhausarbeit wieder und hat für seine eigene formale Gestaltung eine gute Orientierung an der Hand. Jeder Musterlösung geht eine Mustergliederung voran und folgt eine „Anmerkung zur Korrektur“, die einen Überblick über den damals erzielten Notenspiegel und über die Bearbeitungsfehler gibt, die sich gehäuft haben.

Die Musterlösungen sind an den richtigen (unproblematischen) Stellen knapp und an den juristisch problematischen Punkten ausführlich. Probleme werden gut strukturiert in der angemessenen Tiefe bearbeitet. Um dem Studenten Verständnis zu vermitteln, ohne in den Duktus eines normalen Lehrbuchs abzugleiten, werden juristische Hintergrundinformationen in grauen Kästchen deutlich vom Lösungstext der Hausarbeiten abgesetzt. Insbesondere auch der Schreibstil ist den Anforderungen angepasst, die der studentische Verfasser meistern muss. In vielen Fallbüchern sind die ausformulierten Lösungen von der sehr formalistischen, genauen Einhaltung der Arbeitsschritte des Gutachtenstils weit entfernt. Bode und Niehaus haben jedoch abgebildet, wie der Student eine Hausarbeit schreibt und alle Arbeitsschritte des Gutachtenstils ausführlich und unterscheidbar in der Formulierung angewendet.

Zum Schluss liefert eine „Technische Anleitung“ zur Lösung von Hausarbeiten im Strafrecht das methodische Handwerkszeug für einen Studenten. Ausführlich wird beschrieben, wie sich Meinungsstreite darstellen lassen, wie man Normen auslegt, wie man grundsätzlich eine Argumentation aufbaut und vieles mehr.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass mir als Student eine helfende Hand, wie sie das Buch „Hausarbeit im Strafrecht“ von Bodeund Niehaus bietet, sehr geholfen hätte. Es bietet eine Gehhilfe für den am Anfang seiner Studiums noch arg blinden und mit einer Hausarbeit anfangs schlichtweg überforderten Studenten. Ich möchte daher das vorliegende Buch gerade Studenten der unteren Semester wärmstens empfehlen und dazu anregen, vor dem Schreiben einer Hausarbeit den Teil, in dem die juristische Methodik und Arbeitsweise erklärt wird, genau zu studieren.

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