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Rezension: Medizinrecht

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Jahn / Kim / Knegendorf / Rickli / Poll-Wolbeck (Hrsg.), Medizinrecht, 1. Auflage, Mohr Siebeck 2015

Von Rechtsanwältin Sarah Hoyer, Dresden



Die stetig neuen Erkenntnisse der Wissenschaft und die damit einhergehende fortschreitende Entwicklung im Bereich der Medizin und Pharmaindustrie haben nicht nur positive Seiten für die Patienten und behandelnden Ärzte. Insbesondere unter ethischen und juristischen Gesichtspunkten betrachtet, kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten und kontroversen Ansichten, welche es zu hinterfragen und zu lösen gilt.

Der im Jahre 2015 von Herrn Michael Jahn, Herrn Johann H. Kim, Herrn Leonard Knegendorf, Frau Larissa Rickliund Frau Frannca Poll-Wolbeck unter dem Titel „Medizinrecht“ herausgegebene Tagungsband beinhaltet eine umfangreiche und tiefgründige Auseinandersetzung mit ausgewählten und aktuellen Themen aus dem Gebiet des Medizinrechts, so beispielsweise unter dem Blickwinkel, was können Ärzte einerseits mit den heutigen Möglichkeiten bewirken und andererseits, welche Probleme ergeben sich aus diesen neuen Behandlungsmöglichkeiten.

Neben der Einleitung finden sich in sieben weiteren Kapiteln Vorträge, welche Gegenstand der im Oktober 2014 stattgefundenen Tagung „Medizinrecht – Ein Balanceakt zwischen Können und Dürfen“ waren. Auf dieser Tagung haben sich aktuelle und ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk mit Vertretern aus Wissenschaft und Praxis über gegenwärtige Herausforderungen des medizinischen Fortschritts und ihre rechtlichen Implikationen auseinandergesetzt. Diese Tagungsvorträge wurden von den Autoren des Buches aufbereitet und angepasst.

Im ersten Beitrag setzte sich Herr Peter W. Gaidzik mit eben diesem Thema „Medizinrecht – Ein Balanceakt zwischen Können und Dürfen“ auseinander. Was ist überhaupt Medizinrecht? Dürfen Ärzte alles, was sie faktisch können? Wie ist das Spannungsfeld zwischen „Können“, „Sollen“ und „Dürfen“ bei knapper werdenden finanziellen Ressourcen zu lösen?

Der zweite Beitrag von Herrn Wolfram Höfling befasst sich mit dem Thema „Hirntodkonzept und sog. Postmortale Organspende – oder: Totgesagte leben länger“. Welche Zulässigkeitsvoraussetzungen müssen gegeben sein, damit einem als hirntot erklärten Spender Organe entnommen werden dürfen? Die drei Schritte der Hirntodkonzeption – Todverständnis, Todeskriterien und Feststellung des Todes – werden in diesem Zusammenhang näher erläutert, bevor eine kritische Auseinandersetzung mit der Hirntodkonzeption erfolgt.

Herr Andreas Spickhoff referierte zum Thema „Brennpunkte des Patientenrechtegesetzes – Informationspflichten auf dem Prüfstand“. Man findet in diesem Beitrag unter anderem Ausführungen zur Frage der Einwilligung und Aufklärung, zu Informations- und Offenbarungspflichten, zur Dokumentationspflicht der Behandlung oder aber zur Beweiserleichterung zu Gunsten der Patienten.

Im vierten Beitrag setzte sich Frau Christine Godt mit dem Thema „Bio-Patente in der Medizin – Zur Bedeutung der Auseinandersetzungen um Myriad und Brüstle“ auseinander. Herr Ulrich Schroth referierte in seinem Beitrag über „Die gesetzliche Regelung der PID – De lege lata et de lege ferenda“.

Im sechsten Beitrag von Herrn Heinz Schöch geht es um das Thema „Recht der Sterbehilfe in der Bundesrepublik Deutschland“. Es erfolgt eine Auseinandersetzung zum Verbot der aktiven Sterbehilfe sowie zu den Problemfeldern der indirekten Sterbehilfe und zur Sterbebegleitung. Zudem findet man umfassende Ausführungen zur Frage der Behandlungsbegrenzung in Form des Beendens, Begrenzens oder Unterlassens lebenserhaltender Maßnahmen. Auch das Spannungsfeld der Beihilfe zur Selbsttötung wird umfassend in diesem Beitrag erörtert.

Der letzte Beitrag von Herrn Martin Heger beschäftigt sich sodann noch mit dem Thema „Doping & Enhancement – „Verbesserung“ des Körpers aus strafrechtlicher Sicht“.


Das Buch ermöglicht einen vertieften Einblick in besondere medizinrechtliche Fragestellungen. Aktuelle Probleme werden aufgegriffen, kritisch betrachtet und erörtert. Das Buch ist insofern für sowohl für den Praktiker als auch für den interessierten Leser zu empfehlen, welcher sich mit den genannten Themen und Problemfeldern beschäftigen möchte.

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