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Rezension: Handbuch Bauzeit

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Roquette / Viering / Leupertz (Hrsg.), Handbuch Bauzeit, 3. Auflage, Werner 2016

Von RA Daniel Jansen, Köln



Hier wird in dritter Auflage ein Werk vorgelegt, das sich zum Ziel setzt das Thema Bauzeit „grundsätzlich und fach- bzw. disziplinübergreifend anzugehen“, wie es in dem Vorwort heißt. Um es vorwegzunehmen: Ziel beeindruckend erreicht.

Es ist nun einmal so, dass solche baurechtliche Fälle, die gestörte Bauabläufe zum Gegenstand haben, zumeist von hoher Komplexität sind. Dies ist in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass eine Bearbeitung kaum durch die bloße Beherrschung des Themengebietes „Recht“ möglich ist, sondern zusätzlich vertiefte Kenntnisse in den Bereichen Bautechnik und Baubetriebswirtschaft erforderlich sind. Eben diese Zusammenhänge stellt das Werk eindrücklich dar.

Dessen Aufbau ist auffallend gut und nachvollziehbar strukturiert. Es wird eine Gliederung in insgesamt vier Teile vorgenommen, in denen die Bereiche „Bauablauf“ und sodann „gestörter Bauablauf“ abgedeckt und ein Praxisbeispiel sowie prozessuale Aspekte dargestellt werden. Dem griffigen Inhaltsverzeichnis folgen dann zu Beginn der jeweiligen Teile sehr detaillierte Übersichten, die einen direkten Zugriff des Nutzers auf das gesuchte Thema ermöglichen.

Wohltuend abweichend von einer rein technischen Aufarbeitung der Themengebiete bedienen sich die Autoren bei Ihren Ausführungen einerseits einer lebendigen Sprache, die dabei nichts an Präzision verliert und andererseits etlichen Beispielen, die es ermöglichen das Beschriebene bestens nachzuvollziehen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass das Kapitel über den gestörten Bauablauf den größten Raum einnimmt. Hier ist schließlich der Kern möglicher Ansprüche angelegt. Es ist schwer vorstellbar, dass es in diesem Zusammenhang eine Konstellation gibt, die in dem vorliegenden Werk nicht angesprochen und bestens erläutert wird.

Das für den Praktiker vielleicht interessanteste Kapitel kann durchaus das abschließende sein, welches mit „Prozessuale Aspekte“ überschrieben ist. Dahinter verbirgt sich eine wahre Fundgrube für strategische rechtliche und tatsächliche Ideen sowie höchst hilfreiche Anregungen für den im Baurecht tätigen Praktiker.

Auch hier wird noch einmal besonderer Wert auf das Verständnis und die herausragende Bedeutung des diesem Werk zu Grunde liegenden interdisziplinären Ansatzes gelegt. Es wird auf die oft – zumindest in erster Instanz – anzutreffende „Schieflage“ zwischen den meist mit besonderem Fachwissen ausgestatteten spezialisierten Anwälten und dem in der Natur der Ausbildung liegenden Problem der nicht vorhandenen „Fachrichter“ eingegangen, um im Anschluss ein ausgezeichnetes, weil einleuchtend und bestens nachvollziehbares Konzept zu liefern, dass sich zunächst an Rechtsanwälte und die Anforderungen an deren Vortrag und sodann an das Gericht und dessen besondere Aufgabe im Zusammenhang mit der Beweiserhebung wendet. Beeindruckend führen die Autoren den Leser hier über vermeintliche Selbstverständlichkeiten wie die konkrete Darstellung der Subsumtionstechnik bezogen auf Rechtsangelegenheiten mit Bauzeitbezug - bei denen sich der ein oder andere Praktiker möglicherweise nicht ganz grundlos dabei ertappen wird, diese „Selbstverständlichkeiten“ noch einmal besonders gründlich zu lesen - sowie die Darstellung der entsprechenden Anforderungen an den schlüssigen Prozessvortrag vom Allgemeinen zum äußerst Konkreten.


Das Werk versteht es, den Leser an die Hand zu nehmen und auf dem Weg zu dem Ziel, einen zum Erfolg führenden Schriftsatz zu verfassen (Anwalt) bzw. die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen, um ein möglichst richtiges Ergebnis zu finden (Richter), mit allem Erforderlichen auszustatten. Ein hervorragendes Lehr- und Nachschlagewerk für den Praktiker im Baurecht.

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